24. RAPHAELA EDELBAUER

24. POETIKDOZENTUR: JUNGE AUTOR:INNEN – RAPHAELA EDELBAUER

Raphaela Edelbauer übernimmt im Wintersemester 2023/24 die gemeinsame Poetikdozentur der Hochschule RheinMain und des Kulturamts der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Edelbauer hat Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien studiert und ist seit 2009 literarisch tätig. Ihr Debüt „Entdecker. Eine Poetik“ veröffentlichte sie 2017 und gewann damit den Hauptpreis der Rauriser Literaturtage für das beste deutschsprachige Prosadebüt. Es folgten ihre Romane „Das flüssige Land“ (2019), mit dem sie auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises landete, „DAVE“ (2021), für den sie den Österreichischen Buchpreis erhielt, sowie „Die Inkommensurablen“, der im Januar 2023 erschienen ist und in den letzten Stunden vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs spielt.

Raphaela Edelbauer über sich selbst

Mir liegt im Allgemeinen, das heißt, außerhalb des privaten Kontextes, nicht sonderlich viel daran, von mir selbst zu erzählen, und deswegen wird das, was ich unter einer Poetikvorlesung verstehe, in weitesten Teilen frei von biographischen Exkursen und sogenannten Erlebnissen sein. Meine Literatur dient, neben der Erforschung tausender kleiner Nebengebiete, die mich faszinieren, doch immer der Annäherung an eine einzige Frage, die die Triebfeder meines ganzen Daseins ist, und das ist jene danach, was Sprache eigentlich ist.

Meiner sicherlich unbescheidenen Ansicht nach habe ich diesbezüglich eine der radikalsten Überzeugungen, auf die ich persönlich jemals in der Literatur gestoßen bin, und nur allein kraft dieser Radikalität bin ich der Meinung, dass sie für andere Menschen interessant sein kann. Und zwar bin ich der Ansicht, dass Sprache der Grundbaustein des Universums ist, und zwar nicht in irgendeinem metaphorischen Sinn, sondern ebenso eigentlich, wie der Folder, den Sie in Händen halten, aus Atomen besteht. Meine Programmschrift wird sich der Klärung und Begründung dieser gigantomanischen Behauptung widmen, wobei ich aber – jetzt doch ein wenig biographisch – hoffe, dass einige Gebiete offen bleiben, oder sich neu öffnen, weil ich mich sonst den Rest meines Lebens unfassbar langweilen würde.

Meine beiden Lesungen werden gleichsam angewandte Poetik sein, und das theoretisch Ausgeführte in literarischen Techniken anschaulich machen. Ich werde aus meinem ersten Buch "Entdecker. Eine Poetik" an einem Abend sowie aus dem Work in Progress "Weltformel" lesen. Was das Besondere an meiner Literatur ist, glaube ich, ist mein Interesse für Naturwissenschaft und meine Überzeugung, dass eben diese und die Felder Literatur und Philosophie nur Akzentuierungen derselben Sache sind und mit ähnlichen Methoden erschlossen werden können. Eine weitere lebenslange Leidenschaft von mir, Videospiele, werden ebenso zur Sprache kommen - als interessante Methode fiktionaler, nonchronologischer Räume, als Künstliche Intelligenzen, und als Spielereien mit Glitches und Easter Eggs, die ich den Leuten schmackhaft machen will.

Termine

Mittwoch, 15. November 2023
1. Lesung, 19:30 Uhr, Literaturhaus Villa Clementine

Dienstag, 28. November 2023
1. Vorlesung, 19:30 Uhr, Lesesaal der Hochschul- und Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57

Mittwoch, 31. Januar 2024
2. Lesung, 19:30 Uhr, Literaturhaus Villa Clementine

Mittwoch, 21. Februar 2024
2. Vorlesung, 19:30 Uhr, Audimax der Hochschule RheinMain, Gebäude A, Kurt-Schumacher-Ring 18