17. KRISTOF MAGNUSSON
17. Poetikdozentur: junge Autoren – Kristof Magnusson
Kristof Magnusson hält im Wintersemester 2015/2016 im Rahmen der "Poetikdozentur: junge Autoren" zwei Vorlesungen in der Hochschul- und Landesbibliothek sowie zwei Lesungen in der Villa Clementine, dem Literaturhaus der Stadt Wiesbaden.
Kristof Magnusson wurde 2002 zunächst durch seine Komödie "Männerhort" bekannt, die an vielen deutschen Bühnen, darunter auch Wiesbaden, aufgeführt wurde und 2014 schließlich als Film in die deutschen Kinos kam. Seine Romane "Das war ich nicht" und "Arztroman" wurden sowohl vom Publikum als auch von der Kritik begeistert aufgenommen.
Außerdem schreibt er Essays, Erzählungen und Reportagen für Zeitschriften und Zeitungen im In- und Ausland und übersetzt aus dem Isländischen ins Deutsche.
Den Auftakt zur Poetikdozentur von Kristof Magnusson bildet der "Eröffnungstalk" am 25. Juni um 12:15 Uhr im Clemens-Klockner-Saal der Hochschule am Campus Kurt-Schumacher-Ring. Kristof Magnusson wird im Gespräch mit dem Talkleiter Prof. Dr. Michael May Fragen zu seinem Leben und Schreiben
Biografie
Kristof Magnusson wurde 1976 als Sohn deutsch-isländischer Eltern in Hamburg geboren. Bekannt wurde er durch seine Komödie "Männerhort", die bereits an mehr als 100 Theatern im In-und Ausland produziert wurde und im letzten Herbst mit Elyas M'Barek, Detlev Buck und Christoph Maria Herbst in den Kinos lief. Zuletzt erschienen von Kristof Magnusson eine "Gebrauchsanweisung für Island" und die von Kritik und Publikum gefeierten SPIEGEL-Bestseller "Das war ich nicht" und "Arztroman". "Kristof Magnussons 'Arztroman' hat es verdient, dass ihn mindestens so viele Menschen lesen wie 'Grey's Anatomy' gucken." (Felicitas von Lovenberg, FAZ)
Er übersetzt aus dem Isländischen und unterrichtet Literatur und Literarisches Schreiben an Universitäten, zuletzt am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (Gastprofessur Wintersemester 2012/2013) und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo er 2014 writer-in-residence war.
Sowohl "Männerhort" als auch eine Theateradaption von "Das war ich nicht" wurden in der Wartburg in Wiesbaden aufgeführt.
Kristof Magnusson über sich selbst:
Ich bin in Hamburg aufgewachsen, in einer Familie, in der immer viel geredet wurde, gerne auch von allen gleichzeitig. In den Theaterstücken, die ich schreibe, wird auch viel und oft gleichzeitig geredet, wie z.B. in meiner Komödie Männerhort, die hier in Wiesbaden lange in der Wartburg lief.
Im Sommer fuhren wir immer in die Heimat meines Vaters, nach Island, wo ich als kleines Kind verwundert feststellte, dass der Sand in allen Sandkisten schwarz war. Später wunderte ich mich darüber, dass in den Kinos neben Popcorn und Nachos auch Trockenfisch als Knabbersnack verkauft wurde. Meine Freunde lasen Comics über die Saga-Helden der mittelalterlichen Literatur, abends wurden uns diese Sagas zum Schlafengehen erzählt. In meinem ersten Roman Zuhause habe ich von dieser verträumten, mystischen, merkwürdigen Welt erzählt.
Heute rege ich mich auf, wenn hasspredigende ehemalige Spiegel-Journalisten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen stolz zugeben dürfen, sie seien homophob. Ich rege mich auf über Griechenland-bashing, Thilo Sarazin, Hartz IV, die Darstellung von Minderheiten im Tatort. Über Rassismus, den man als freie Meinungsäußerung adelt, über Engstirnigkeit, die man als Bodenständigkeit lobt, kurz: Über Politik. Ich mag höfliche Umgangsformen, den Humor von Stephen Colbert und die Ideen von Paul Krugman. Das sind wohl die Gründe dafür, dass ich gern über Themen schreibe, die in unserer Lebenswirklichkeit und Gegenwart angesiedelt sind, wie in meinem Roman Das war ich nicht (dessen Bühnenadaption ebenfalls in der Wartburg lief) oder in meinem neuesten Buch Arztroman.
Ich begeistere mich für die isländische Sprache. Ich übersetze alte Sagas, neue Romane und genieße kaum etwas so sehr, wie dieses vollkommene Eintauchen in das Denken, den Klang, die Bildräume einer anderen Sprache. Das versöhnt mich mit der Welt.
Das sind die Quellen meines Schreibens, und mein Schreiben bestimmt mein Verhältnis zur Welt. Was das genauer bedeutet, darüber möchte ich im Laufe meiner Poetikdozentur nachdenken. Ich freue mich auf dieses Nachdenken. Und auf unser Kennenlernen!