3. DANIEL KEHLMANN

3. Poetikdozentur: junge Autoren - Daniel Kehlmann

Der in Wien lebende Autor Daniel Kehlmann ("Mahlers Zeit", "Ich und Kaminski") hält als Gastdozent im Wintersemester 2005/06 zwei Vorlesungen an der Fachhochschule Wiesbaden und zwei Lesungen im Literaturhaus (Villa Clementine). Den Auftakt bildet - erstmals in diesem Wintersemester - eine "Lunchlesung": zur Mittagszeit hält Daniel Kehlmann zunächst seine Vorlesung in der Bibliothek der FH Wiesbaden, danach erlebt ihn das Publikum im Gespräch mit einem Professor.

Die "Poetikdozentur: junge Autoren" ist ein neuartiges Forum für Literatur in Wiesbaden. Sie wird getragen von der Fachhochschule und der Stadt Wiesbaden.

Daniel Kehlmann ist der dritte Autor, der diese Dozentur wahrnimmt. Nach dem Schweizer Peter Stamm (Wintersemester 2004/05) und der Berlinerin Felicitas Hoppe (Sommersemester 2005) ist mit Daniel Kehlmann jetzt auch Österreich als drittes deutschsprachiges Land in dieser Veranstaltungsreihe vertreten.

In den kommenden Jahren sollen weitere deutsche und internationale junge Autorinnen und Autoren als Poetikdozentinnen und -dozenten gewonnen werden.

Biografie

Daniel Kehlmann wurde 1975 in München geboren. Im Jahr 1981 siedelte seine Familie nach Wien über. Dort studiert er heute Philosophie und Literaturwissenschaft. Zur Zeit arbeitet er an seiner Promotion, die sich mit einem Thema aus der Philosophie Immanuel Kants beschäftigt

Daniel Kehlmann debütierte im Alter von erst 22 Jahren mit dem Roman "Beerholms Vorstellung". Seitdem hat er vier weitere Romane geschrieben. Sein jüngstes, soeben erschienenes Werk ist "Die Vermessung der Welt". Seitens der Literaturkritik wird Daniel Kehlmann z.B. als "zeitgemäßer Romantiker" beschrieben, der "philosophische Fragen mit geistiger Experimentierfreude und literarischem Können" verbinde.

Für "Beerholms Vorstellung" erhielt Kehlmann 1998 den Förderpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft. Zu den weiteren Auszeichnungen zählen ein Stipendium des Literarischen Colloquiums Berlin (2000) und der Förderpreis des österreichischen Bundeskanzleramtes (2003).

Darüber hinaus ist der Autor freier Mitarbeiter der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Daniel Kehlmann über sich selbst:

Geboren wurde ich in München, vor dreißig Jahren. Aus meiner Kindheit kann ich immer noch mehr bayerische Abzählreime auswendig, als mir lieb ist. Im Alter von sechs Jahren kam ich nach Wien und in die Schule, ich hatte gute Noten in den meisten Fächern, wirklich schlechte nur in Betragen. Nach dem Abitur studierte ich Philosophie und Germanistik, beschäftigte mich mit Zauberkunst und schrieb meinen ersten Roman, der von einem Magier handelt, der zwischen Wahrheit und Täuschung zu unterscheiden verlernt: "Beerholms Vorstellung", wahrscheinlich mein letztes Buch über ein Thema, von dem ich wirklich etwas verstand.

Mit Überraschung stellte ich fest, daß man vom Schreiben leben konnte und daß ich, ohne es geplant zu haben, plötzlich in eine Berufskarriere geraten war. Also schrieb ich Kurzgeschichten, einen weiteren Roman - über einen Physiker und den Wahnsinn -, eine Novelle, noch einen Roman - über einen eitlen Kritiker, die Blindheit und die Kunstwelt - und fand heraus, daß das Schriftstellerdasein vor allem darin besteht, in den Zügen der Deutschen Bahn zu sitzen und in Kleinstädten vorzulesen. Außerdem schrieb ich Rezensionen und Aufsätze über Bücher, die mir gefielen. Mein bisher letzter Roman, "Die Vermessung der Welt" handelt wieder von der Wissenschaft, von Deutscher Klassik, von Freiheit und Unfreiheit und vom Abenteuer des Denkens. Zur Zeit lebe ich noch in Wien, vor allem aus Trägheit, und reise viel, was vermutlich damit zusammenhängt, daß ich überall lieber schreibe als daheim.