4. JULIA FRANCK
4. Poetikdozentur: junge Autoren - Julia Franck
Die Berliner Autorin Julia Franck ("Lagerfeuer", "Liebediener") hält als Gastdozentin im Sommersemester 2006 zwei Vorlesungen an der Fachhochschule Wiesbaden und zwei Lesungen im Literaturhaus der Stadt Wiesbaden (Villa Clementine). Nach dem erfolgreichen Experiment mit einer "Lunchlesung" im vergangenen Wintersemester bildet den Auftakt wieder eine Lesung zur Mittagszeit in der Bibliothek der Fachhochschule Wiesbaden am Kurt-Schumacher-Ring: zunächst liest Julia Franck, danach wird sie sich den Fragen einer Professorin/eines Professors stellen, abschließend gibt es Kulinarisches für die Gäste.
Die FH Wiesbaden wagt ein weiteres Experiment in diesem Semester: die Vorlesung am 6. Juli 2006 findet in der Mensa statt.
Julia Franck ist die zweite Autorin, die die "Poetikdozentur: junge Autoren" wahrnimmt, nach Felicitas Hoppe und den beiden Autoren Daniel Kehlmann und Peter Stamm.
In den kommenden Jahren sollen weitere deutsche und inter-nationale junge Autorinnen und Autoren als Poetikdozentinnen und -dozenten gewonnen werden.
Biografie
Julia Franck wurde 1970 in Ost-Berlin geboren. Nach der Ausreise mit ihrer Familie 1978 verbrachte sie ihre Kindheit und Schulzeit in Schleswig-Holstein und West-Berlin. Im Anschluss an ihr Literaturstudium und nach einem längeren Aufenthalt in den USA und Mittelamerika war sie u.a. freie Mitarbeiterin beim Sender Freies Berlin und schrieb Beiträge beispielsweise für die FAZ, den Tagesspiegel, die Süddeutsche Zeitung, Brigitte und Merian.
Dem Romandebüt "Der neue Koch", 1997, von Julia Franck folgten "Liebediener", 1999, und "Bauchlandung", 2000. "Lagerfeuer" erschien 2003: "... spannend wie ein Thriller, vor allem aber: ein Sprachkunstwerk" (Andreas Nentwich, Neue Züricher Zeitung). Drei Erzählungen aus "Bauchlandung" sind im Frühjahr 2006 unter dem Titel "Mir nichts, dir nichts" in einer Jubiläumsausgabe des DuMont-Verlags erneut erschienen.
Nach dem Alfred-Döblin-Stipendium 1998 erhielt Julia Franck im Jahr 1999 ein Stipendium der Stiftung Niedersachsen. Im Jahr 2000 gewann sie den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt. 2004 erhielt sie den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis; es folgten der Roswitha-Preis und ein Villa Massimo-Stipendium im Jahr 2005. Seit dem Jahr 2001 ist sie Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland.
Julia Franck über sich selbst:
Geboren wurde ich gemeinsam mit meiner Zwillingsschwester 1970 in Berlin, der damaligen Hauptstadt der DDR. Meine Mutter zog mit ihren vier Töchtern 1978 mit einem Ausreiseantrag in den Westen. Nach langen Monaten im Aufnahmelager Marienfelde ging es von dort weiter nach Schleswig-Holstein, wo wir Kinder den alternativen Vorstellungen der Mutter folgend auf eine Waldorfschule gingen und inmitten ihrer Arche Noah, die sie dort baute, von Sozialhilfe lebten.
1983 fasste ich mit Zustimmung meiner Mutter den Entschluss, Zuhause auszuziehen - um meine Jugend bei Freunden in Berlin und schließlich in Wohngemeinschaften zu leben. Es war ein etwas verschlungener Weg, mit vorübergehendem Schulabbruch, der mich 1991 das beste Abitur meines Jahrgangs machen ließ.
Es folgte ein Studium der Altamerikanistik und Neueren deutschen Literatur, im Laufe dessen ich zahlreiche Gelegenheitsarbeiten verrichtete, um mir das Leben und Schreiben neben dem Studium zu finanzieren. 1995 gewann ich den Literaturwettbewerb Open Mike, der für mich das Nadelöhr zur ersten Romanveröffentlichung 1997 sein sollte: "Der neue Koch". Es folgten weitere Veröffentlichungen und seitdem mein Erzählband "Bauchlandung. Geschichten zum Anfassen" im Jahr 2000 ein überraschend großes Medieninteresse fand - darunter die Fernsehsendungen von Marcel Reich-Ranicki und Harald Schmidt - kann ich "frei" vom Schreiben leben. Diese Unabhängigkeit ermöglichte mir die Arbeit an dem 2003 erschienenen Roman "Lagerfeuer".