7. Poetikdozentur: junge Autoren - Andreas Maier

Der Autor Andreas Maier ("Wäldchestag", "Kirillow") hält im Wintersemester 2007/2008 als erster hessischer Autor der "Poetikdozentur: junge Autoren" zwei Vorlesungen an der Fachhochschule Wiesbaden und zwei Lesungen in der Villa Clementine. Literatur stellt immer die einfachsten Fragen, ist Maier überzeugt. Und so passt es, dass die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Rezension seines Romans "Kirillow" schreibt, es bleibe "die Schlichtheit der Dinge, um die man sich einfach kümmern muss: eine alte Frau, die stirbt, Atommüll, der weiter strahlt, Jahrtausende."

Den Auftakt zur Poetikdozentur von Andreas Maier bildet eine "Lunchlesung", also eine Vorlesung zur Mittagszeit in der Bibliothek der Fachhochschule am Kurt-Schumacher-Ring. Dem Vortrag von Andreas Maier schließen sich Fragen aus dem Kreis der Zuhörerschaft und eine Diskussion mit dem Autor an. Selbstverständlich gehört zur Lunchlesung auch ein gemeinsamer Imbiss von Autor und Gästen.

Andreas Maier ist der vierte Autor, der die "Poetikdozentur: junge Autoren" wahrnimmt, nach Daniel Kehlmann, Peter Stamm und Albert Ostermaier sowie den Autorinnen Felicitas Hoppe, Julia Franck und Sudabeh Mohafez. In den kommenden Jahren sollen weitere deutsche und internationale junge Autorinnen und Autoren für die Poetikdozentur gewonnen werden.

Biografie

Andreas Maier wurde 1967 im hessischen Bad Nauheim geboren. In Frankfurt am Main studierte er Altphilologie, Philosophie und Germanistik, bevor er mit einer Arbeit über Thomas Bernhard promovierte. Von Bernhard hat Maier den Tonfall, den "exzessiven Gebrauch des Konjunktivs" und den "Beobachtungszwang", wie er selbst sagt. Bekannt wurde Maier mit seinem im Jahr 2000 erschienenen Roman "Wäldchestag". Es folgten "Klausen" (2002), "Kirillow" (2005), "Bullau" (2006, mit Christine Büchner) und "Ich" (2006). Heute lebt und arbeitet Maier in Bad Nauheim und Frankfurt.

Im Jahr 2000 wurde Andreas Maier beim Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet. Für sein literarisches Debüt "Wäldchestag" erhielt er den Literaturförderpreis 2000 der Jürgen-Ponto-Stiftung. Ebenfalls im Jahr 2000 ging der aspekte-Literaturpreis des ZDF an Maier. 2003 wurde er mit dem Heidelberger Clemens-Brentano-Preis, 2004 mit dem erstmalig vergebenen Candide-Preis der Stadt Minden ausgezeichnet. 2006 war Maier Stipendiat der Villa Massimo; für das Jahr 2007 bekam er ein Stipendium des
Deutschen Literaturfonds Darmstadt.

Mit Poetikdozenturen hat Andreas Maier bereits Erfahrung. Nach Mainz und Frankfurt hält er an der FH Wiesbaden nun bereits seine dritte Poetikdozentur.

Andreas Maier über sich selbst:

Ich entstamme einer Steinmetz-Familie aus der Wetterau, unser Markenzeichen waren Grabsteine, wir hatten über 30 Angestellte, riesige Lagerhallen, Lastkräne, ein großes Firmengelände, an welches ein Apfelgarten angeschlossen war, denn meine Vorfahren kelterten ihren Apfelwein selbst. Ich bin ein Teil der sogenannten Abwirtschaftungsgeneration, sozusagen der Hanno Buddenbrook meiner Familie, ich gehöre zu jenen Ratten, die das Familienerbe endgültig ruinieren, mit denen kein Staat zu machen ist und die sich, wie es so schön bei Thomas Mann heißt, einer "ekelhaften Selbstbeobachtung" hingeben. Den halben Tag versitze ich in Wirtschaften, ich trinke etwa zweieinhalb Liter Apfelwein am Tag, und vom Keltern habe ich keine Ahnung. Meine Familie stirbt langsam dahin, ich bin dazu ausgeprägt katholisch, rede ständig vom lieben Gott, darf inzwischen für einige Tageszeitungen Stellungnahmen zu Weihnachten, der Fußball-WM, Heiligendamm oder dem Wendlandwiderstand etc. abgeben und schreibe Bücher, in denen all das hier Aufgezählte nicht vorkommt, abgesehen davon, dass alle meine wahren Helden Apfelwein trinken. Ich nehme nie an der Kommunion teil, weil der damalige Religionslehrer, der mir die erste hätte spenden sollen, im Schulunterricht meines fünf Jahre älteren Bruders über das Onanieren sprach. Daher hielten meine Eltern mich diesem Pfarrer fern, darüber schrieb ich später einen Text und gewann damit einen Preis in Österreich (!) für 100.000 Schilling, wodurch ich zum Schriftsteller wurde.