Wasserstoffexpertise aus Rüsselsheim für Kenia

Von links: Yuri Shimwefeleni, Stefanie Stemmer (GIZ), Philipp Wittrock (GIZ), Prof. Dr. Birgit Scheppat, Bernd Nußbickel, Cromwell Kebenei, Prof. Dr.-Ing. Andrea Andolfo, Prof. Dr. Ulrike Stadtmüller, Kundai Tambo © Michaela Kreuzpointner | Hochschule RheinMain

In rund 25 Jahren hat Kenia seine Stromversorgung deutlich ausgebaut – laut Weltbank von fünf Prozent im Jahr 1995 auf 71 Prozent im Jahr 2020. Inzwischen werden mehr als 75 Prozent der kenianischen Haushalte mit Elektrizität versorgt. Bereits 90 Prozent der Energie gewinnt Kenia aus erneuerbaren Energien; es sind dies vorwiegend Erdwärme, Wasser- und Windkraft. Bis 2030 soll der Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Energien gedeckt und alle Haushalte an das zentrale Stromnetz bzw. sogenannte Minigrids angeschlossen werden. Die Klima- und Entwicklungspartnerschaft zwischen Deutschland und Kenia wurde 2023 auf die Gewinnung von grünem Wasserstoff mit erneuerbaren Energien ausgeweitet, mit dem dann Dünger erzeugt werden soll, um Kenia vom Import fossiler Dünger unabhängig zu machen.

Gemeinschaftliches Projekt mit MOI University

Mit der Expertise im Bereich erneuerbarer Energien, insbesondere der Wasserstoffproduktion möchte das Anwendungszentrum AZARE der Hochschule RheinMain (HSRM) das ostafrikanische Land unterstützen – AZARE forscht zur Nutzung und effizienten Wandlung von Strom, Wärme und Kraftstoff aus regenerativen Energien. Auf dem Gelände der MOI University soll ein Park für erneuerbare Energien mit einem Forschungszentrum für grünen Wasserstoff, Ammoniak, Düngemittel und andere grüne Produkte entstehen. Die Errichtung einer 5-Megawatt-Solarenergieanlage stellt den ersten Schritt hin zur Energieautonomie der MOI University dar. Überschüssige Energie soll durch Elektrolyse (Power-to-Hydrogen) gespeichert und später durch Rückwandlung (Hydrogen-to-Power) in das Stromnetz zurückgeführt werden. Eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH wird angestrebt, beispielsweise durch zielgerichtete Fortbildungen.

Hierzu trafen sich Cromwell Kebenei, der aus Kenia stammt und Absolvent der HSRM ist, Stefanie Stemmer, Beraterin im von der GIZ durchgeführten Projektentwicklungsprogramm (PEP) der Exportinitiative Energie des Bundeswirtschaftsministeriums , Philipp Wittrock, Berater beim International PtX Hub der GIZ, finanziert über die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) des BMWK, Bernd Nußbickel, der sich ehrenamtlich für die enge Verbindung der Republik Kenia mit Deutschland engagiert, Prof. Dr. Birgit Scheppat, Professorin für Wasserstofftechnologie und Brennstoffzellen, Prof. Dr. Ulrike Stadtmüller, Prodekanin des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften, und Prof. Dr.-Ing. Andrea Andolfo, Professorin für Abwasser und nachhaltige Verfahrenstechnik, alle von der HSRM. Gemeinsam wurde überlegt, wie man die MOI University unterstützen kann. „Was uns bei unseren Gaststudierenden aus Afrika immer wieder auffällt, ist, dass sie theoretisch sehr gut ausgebildet sind, aber der Transfer in die Praxis fehlt“, erklärte Prof. Scheppat. „Die Studierenden kennen Abbildungen aus den Büchern, aber selbständig Messungen durchzuführen, stellt sie vor Herausforderungen.“ Hier greift der Aspekt des Know-how-Transfers, dem die HSRM durch Schulungen, Weiterbildungsangebote und Austauschprogramme nachkommen kann. „Im Hinblick auf das Thema Sicherheit haben wir beispielsweise Ende Juli das Hydrogen Safety Symposium veranstaltet und werden im November gemeinsam mit der Namibia University of Science and Technology (NUST) einen Safety Workshop durchführen. In diesem Workshop werden unter anderem Feuerwehrleute im Umgang mit Wasserstoff geschult und wie sie durch Wasserstoff entstandene Brände effektiv löschen. Ich kann mir vorstellen, dass wir dieses Thema auch mit der MOI University umsetzen werden, sollte die Partnerschaft Früchte tragen“, ergänzte Prof. Scheppat.

Neues Angebot: PreStudyING

Ein Beispiel für den Wissenstransfer ist das Programm PreStudyING der HSRM für ausländische Studierende, in dem die Studierenden zunächst Kurse in Deutsch, Mathematik und Physik in ihrem Heimatland absolvieren und dann in Deutschland ihre Kenntnisse vertiefen, bis sie das C1-Zertifikat erfolgreich bestanden haben. Nach Abschluss des Programms besitzen die Studierenden die Studienberechtigung für jeden Studiengang am Fachbereich Ingenieurwissenschaften der HSRM. Die Hürde, einen der limitierten Plätze für das Vorbereitungsjahr im Studienkolleg zu ergattern, fällt mit diesem neuen Angebot weg.