Exkursion zur Lufthansa
Zwei Exkursionen standen in der vergangenen Woche für Studierende der Studiengänge Elektro- und Luftfahrttechnik sowie Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen auf dem Programm.
Die erste Exkursion der Lehrveranstaltung „Flugbetriebstechnik“ ging zum „Integrated Operations Control Center“ (IOCC) der Lufthansa. Zunächst wurde die Gruppe im Krisenraum der Lufthansa im Zentrum des Unternehmens empfangen. Dieser Raum wird im Falle eines Streiks oder sonstiger Notlagen aktiviert. Umsäumt von riesigen Bildschirmen stehen zahlreiche Telefone und Laptops auf dem großen ovalen Besprechungstisch für den Ernstfall bereit. Hier können die Vorstände bzw. Entscheidungsträger:innen der Airline Tag und Nacht zusammenkommen, um sich im Ausnahmefall abzustimmen und zu reagieren. Von hier besteht ebenfalls unmittelbarer Blick auf das IOCC, sozusagen dem Nervenzentrum der Fluggesellschaft.
Einblicke ins Tagesgeschäft der Lufthansa
Das IOCC gliedert sich inhaltlich in das Operations- und das Hub Control Center. Hier werden alle Flüge im Tagesgeschäft koordiniert, das betrifft den eigentlichen Flugbetrieb mit Flugplanung, Koordination der Flugzeugwartungsereignisse, der Passagierabfertigung, Crew-Einsatzplanung und die Steuerung aller Dienstleister wie z. B. Catering, Reinigung oder Technik. Vom Großraumbüro im sechsten Obergeschoss eröffnet sich ein toller Blick über das gesamte Vorfeld des Terminal 1. Die Mitarbeiter:innen des IOCC legen besonderes Augenmerk auf die Langstreckenflüge mit Anschlussflügen. Je niedriger der Lärmpegel im Großraumbüro ist, desto konzentrierter müssen die Mitarbeiter:innen arbeiten. Laufend wird auf Unregelmäßigkeiten wie Verspätungen, Ausfälle oder sonstige Ereignisse reagiert. Mit Videokameras können die Flugzeuge auf den Abfertigungspositionen beobachtet werden.
Die Studierenden sprachen mit einem Mitarbeiter, der gerade einen Flug von Frankfurt nach Houston (USA) beobachtete – dafür stehen ihm insgesamt acht Monitore zur Verfügung. Aufgrund des starken Gegenwindes musste der Flug bereits einige Tonnen Treibstoff extra tanken und dafür Fracht zurücklassen. Die Daten des Flugzeugs werden in regelmäßigen Abständen automatisch übermittelt, auch der jeweils aktuelle Tankinhalt. Ausweichflughäfen werden geplant und die Wettersituation analysiert. Eventuell wird ein Zwischenstopp zum Tanken erforderlich. „Wir sind in Kontakt mit der Cockpit-Crew und geben unsere Empfehlungen, am Ende entscheidet der Kapitän“, wurde uns erklärt. Viele Studierende verfolgten den Flug am Abend, die Landung in Houston erfolgte planmäßig, die Passagiere bekamen nichts von den Aktivitäten im Hintergrund mit. „Die Exkursion war großartig, weil man wohl kaum einen besseren Einblick in die Welt der Luftfahrt bekommen kann, als sie direkt zu erleben“, sagte Paul-Lukas Voigt, Student Elektro- und Luftfahrttechnik.
Prof. Dr. Martin Müller freut sich über die positiven Rückmeldungen: „Mir liegt viel daran, den Studierenden zu zeigen, wie spannend und vielfältig die Luftfahrt ist und welche Möglichkeiten sich in dieser Branche für Abgänger:innen der Hochschule RheinMain eröffnen.“
Exkursion zu Lufthansa Technik am Frankfurter Flughafen
Einen Tag später besuchten die Studierenden der Lehrveranstaltung „Einführung in die Luftfahrttechnik“, die Triebwerkswerkstatt der Lufthansa Technik am Flughafen Frankfurt. Zunächst wurden die Studierenden durch die großen Wartungshallen geführt, die Studierenden waren sichtlich beeindruckt von den Flugzeugen dort. An einer Boeing 747-8, die am Tag zuvor aus Johannesburg gelandet war, wurde routinemäßig ein Triebwerk ausgetauscht. Beide Triebwerke standen dafür auf Gestellen vor der Maschine. Ein Mechaniker erklärte, wo und wie die Triebwerke befestigt werden.
In der Triebwerkswerkstatt konnten die Studierenden anschließend unter sachkundiger Führung erfahren, wie ein Triebwerk gezielt zerlegt bzw. repariert wird, und die einzelnen Module wie Verdichter, Brennkammer und Turbine in Augenscheinnehmen. Die Studierenden nahmen staunend zur Kenntnis, dass ein Triebwerk bis zu zehn Jahren im Einsatz sein kann, ohne jemals vom Flügel entfernt zu werden. Ein neues Produkt der Lufthansa Technik namens „Cyclean“ reinigt die Triebwerke einfach mithilfe einer mobilen Waschanlage. Damit können pro Triebwerk bis zu 80 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden. „Besonders spannend fand ich auch den Rundgang durch den Engine-Shop. Dort erzählte uns die Werkstattmeisterin nicht nur etwas über die Arbeit und Wartung der Triebwerke, sondern wir konnten auch eine genaue Einsicht in die einzelnen Bestandteile und den Aufbau der Triebwerke bekommen“, berichtete Lisa Lederer, Studentin Elektro- und Luftfahrttechnik.
Prof. Dr. Martin Müller freute sich besonders, dass auch seine drei Studierenden der Senior:innenUni Rüsselsheim dabei waren: „Nicht nur, dass ich erstmals nicht der älteste Teilnehmer war – ich habe mich auch sehr über die aktive und regelmäßige Teilnahme der berufserfahrenen Studierenden über das ganze Semester gefreut.“