Fachbereich Ingenieurwissenschaften verabschiedet „Reinraumfee“

„Ausstand“ Ende Juli 2023: Nur ungern entlassen (von links) Prof. Dr. Friedemann Völklein, Prof. Dr. Markus Bender, Prof. Dr. Hans-Dieter Bauer und Prof. Dr. Stefan Kontermann „ihre“ Christina Kunz (Mitte) in den Ruhestand. © IMtech | Hochschule RheinMain

Seit dem 1. August 2023 befindet sich Christina Kunz, technische Mitarbeiterin im Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Hochschule RheinMain, im – mehr als wohlverdienten – Ruhestand. Sie genoss eine Ausbildung zur Physiklaborantin bei SCHOTT in Mainz und kam danach am 1. Dezember 1994 direkt an die Fachhochschule Wiesbaden, wo sie im damaligen Fachbereich Physikalische Technik die Lehre im Physik-Praktikum gemeinsam mit Walter Salamon unterstützte.

Immer schon darauf bedacht, Neues kennenzulernen, ergriff sie die Gelegenheit, sich um die Stelle der technischen Mitarbeiterin im Reinraumlabor der Physikalischen Technik zu bewerben. Der von Prof. Dr. Friedemann Völklein geplante und eingerichtete Reinraum wurde noch nicht lange zur Ausbildung von Studierenden genutzt; und der zum 1. Januar 2001 neu berufene Prof. Dr. Hans-Dieter Bauer erhielt mit Christina Kunz eine hoch motivierte Mitarbeiterin. Seither wird die Lehrveranstaltung Labor Mikrostrukturierung regelmäßig angeboten, erst noch im Diplom-, später dann im Bachelorprogramm des Fachbereichs.

Der Reinraum war ihr Reich

Auch bei der Gründung und Ausgestaltung des Instituts für Mikrotechnologien (IMtech) war Christina Kunz von Anfang an dabei. Der Reinraum, dem ihre akribische Sorgfalt galt, kann ohne Zweifel als das Herz des Instituts bezeichnet werden: Kaum ein Projekt läuft ab, ohne dass Prozesse und Einrichtungen des Reinraums genutzt werden. Entsprechend hoch ist der Aufwand, dort alles am Laufen zu halten. Und dafür garantierte Christina Kunz. Sie kümmerte sich beständig um die gesamte Organisation der Reinraumnutzung. Sie sorgte dafür, dass immer genug der vielfältigen Chemikalien, Gase, Lösungsmittel und Laborgerätschaften vorhanden waren, sprach mit externen und internen Handwerker:innen und Servicemitarbeiter:innen Wartungs- und Liefertermine ab, koordinierte die Nutzung durch Kooperationspartner:innen, Lehrveranstaltungen, Abschlusskandidat:innen, und Doktorand:innen. Auch erledigte sie all die komplexen Ver- und Entsorgungsarbeiten rund um den Reinraumbetrieb. Insbesondere war sie dem Laborleiter immer eine große Hilfe, wenn es um die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften ging. Hier nahm sie es besonders genau. Und wenn die Lehre auch nicht ihre eigentliche Aufgabe darstellte, so wurde allen Studierenden, die im Reinraum arbeiteten, sehr schnell klar gemacht, dass „Safety First!“ hier von zentraler Wichtigkeit ist. Ihrer Umsicht ist zu verdanken, dass in nun fast 25 Jahren Reinraumbetrieb niemand zu Schaden kam.

Ihre Fähigkeit, den Überblick zu behalten, wurde insbesondere in den Semestern strapaziert, als Kurse der damaligen Fachhochschule Frankfurt den Laborkurs absolvierten und bis zu 20 Studierende den kaum 40 qm großen Reinraum „bevölkerten“. Doch mit dem ihr eigenen Gespür, wo und an welcher Apparatur jetzt gleich wieder etwas schiefzugehen drohte und mit ihrer notfalls alle anderen Anwesenden locker übertönenden Stimme konnte sie die allermeisten Katastrophen verhindern.

Gestalterin des beliebten IMtech-Kalenders 

Nicht unerwähnt bleiben darf die Freude am ästhetischen Gestalten, die Christina Kunz auszeichnet. Einen kleinen Eindruck davon haben alle bekommen, die über Jahre hinweg, immer gegen Jahresende, einen IMtech-Kalender in ihrem Postfach vorfanden. Viele Projekte, die im Reinraum liefen, wurden auf diese ganz unwissenschaftliche Weise einem kleinen Publikum nahegebracht, bei dem sich IMtech damit bedankte und denen das Institut ein gutes neues Jahr wünschte. Auch unter dem Mikroskop gefundene Fehlerchen, Eigentümlichkeiten oder ob der Vergrößerung einfach bizarr wirkende Strukturen wurden plötzlich zu ganz eigenen kleinen Kunstwerken.

Vom Nachfolger, der bereits gefunden wurde und die Stelle voraussichtlich zum 1. Januar 2024 antreten wird, kann und darf nicht im Mindesten erwartet werden, dass er schon nach kurzer Zeit die Lücke auszufüllen imstande ist, die Christina Kunz hinterlässt. Sie hat Maßstäbe gesetzt. Und die Lehrenden und Mitarbeiter:innen, die mit ihr arbeiteten, dürfen sich glücklich schätzen.

Wir wünschen „unserer“ Christina Kunz alles Gute! Möge sie Ihren Ruhestand, vor allem die Stunden mit der Familie und ihrem geliebten Garten genießen. Wir werden sie vermissen. Einen letzten Wunsch haben wir noch: Bitte vorsichtshalber immer telefonisch erreichbar bleiben!