Jugenduni: KI versus menschliches Gehirn
Die KI bringt nicht nur die Börse zum Beben, dasThema sorgt auch bei der Jugenduni am Fachbereich Ingenieurwissenschaften in Rüsselsheim für einen Ansturm und eine ausgebuchte Veranstaltung.
Spannende Einblicke in das menschliche Gehirn liefert Prof. Dr. Andreas Bahmer am letzten Donnerstag im Januar. Gleich zu Beginn demonstriert er den Jugendlichen, wie unser Gehirn uns bewusst täuscht und warum das wichtig ist. Mit anschaulichen Beispielen und Experimenten nimmt er die Jugendlichen mit auf die Reise durch das menschliche Gehirn. Sowohl visuell wie auch auditiv erleben die Teilnehmenden, wozu unser Gehirn fähig ist. Beispielsweise spielt er ein Tonfetzen vor, die zunächst völlig unverständlich klingen. Dann spielt er den vollständigen Satz vor und wiederholt die Tonfetzen. Plötzlich versteht man den Satz, das Gehirn vervollständigt die Tonfetzen mit dem zuvor Gehörten. Professor Bahmer erklärt dem jungen Publikum, wie das menschliche Gehirn aufgebaut ist und funktioniert: Jede Nervenzelle ist mit 1000 anderen Nervenzellen verbunden. Insgesamt haben wir 86 Milliarden Nervenzellen und 100.000 Milliarden Synapsen, die in beide Richtungen funkionieren. Das ist ein großer Unterschied zu künstlichen neuronalen Netzen, denn diese funktionieren nur in eine Richtung. Daher ist Prof. Bahmer überzeugt, dass das menschliche Gehirn zurzeit der künstlichen Intelligenz überlegen ist.
Drei Workshops, drei Facetten von KI
Im Anschluss an die Vorlesung können die Jugendlichen in drei Workshops unterschiedliche Formen der KI selbst ausprobieren. Einmal geht es um Bilder, die mithilfe von KI erstellt werden, einmal um Musik, die von KI komponiert wird und im dritten Workshop um ChatGPT.
Text zu Musik
Die Schülerinnen und Schüler sind fasziniert: Sie geben einen Text oder Stichworte vor, wählen eine Musikrichtung aus und die KI liefert einen Song. Zwar nicht immer trifft die KI die Musikrichtung bzw. den Musikgeschmack der Jugendlichen, trotzdem entstehen Lieder, von denen sich alle einig sind liefen sie im Radio, würde man nicht erkennen, dass sie von einer KI komponiert wurden.
Text zu Bild
Auch bei den Bildern fällt es schwer, zu erkennen, welches Bild real ist und welches Bild künstlich erzeugt wurde. Über die Webseite "Which Face is real?" können sich die Jugendlichen selbst testen. Man muss genau hinschauen, um Details zu finden, die so nicht in der Realität vorkommen, und so das Fake-Bild identifizieren zu können. Anschließend erstellen sie eigene Bilder mit KI.
Text zu Text
Im dritten Workshop wird ChatGPT für verschiedene Aufgaben zu Hilfe gezogen. Die Jugendlichen lassen sich Gruselgeschichten von ChatGPT schreiben. Trotz gleicher Prompts unterscheiden sich die Ergebnisse, allerdings stellen die Jugendlichen fest, dass manche Begriffe häufiger eingesetzt werden. Außerdem lernen sie, dass ChatGPT nicht jede Anweisung befolgt, sondern diese zum Teil auch ablehnt, da sie gegen die Richtlinien verstoße. Eine Horrorgeschichte wird von ChatGPT beispielsweise nicht verfasst. Probleme hat ChatGPT auch dabei, einen Sütterlin-Text aus einem Bild in heutige Schrift zu übertragen. Und auf die Frage nach einer Stadt mit 4 Buchstaben im Osten lautete ChatGPTs Ergebnis "Potsdam". Auf die Rückfrage: "Bist du dir sicher?", fühlt sich ChatGPt ertappt und liefert als korrigierte Antwort Chem, was es nicht gibt.
Die Jugenduni hat das Thema KI von verschiedenen Seiten beleuchtet. Besonders beeindruckt zeigte sich ein Teilnehmer von dem Fakt, dass unser Gehirn selbst dann wahnsinnig viel arbeitet, wenn wir nur sitzen. Ein anderer fand es faszinierend, dass er sich von der KI anhand einiger Stichwörter einen neuen Song erstellen lassen konnte. Was alle Jugendlichen mit nach Hause genommen haben, ist das Bewusstsein, dass sie von KI generierte Ergenisse kritisch hinterfragen werden.