„TRANSCITY – SOZIALRÄUMLICHE INKLUSION DURCH QUARTIERSÜBERGREIFENDEN EMISSIONSHANDEL“
Auf einen Blick
Forschungsprojekt |
TRANSCITY – Sozialräumliche Inklusion durch quartiersübergreifenden Emissionshandel |
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Fachbereich |
Sozialwesen |
Leitung |
Prof. Dr. Andreas Thiesen, Prof. Dr. Manfred Fischedick (Wuppertal Institut) |
Beteiligte |
Kristina Speichert, Linda Weber |
Ansprechpartner Forschungsförderung |
Dr. Michael Bruch |
Projektpartner |
Dr. Franziska Stelzer, Sebastian Schuster, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH; Kai Lipsius, Leitung Grüne Hauptstadt Agentur; Kristina Wendland, Geschäftsführung KD 11/13 - Zentrum für Kooperation und Inklusion |
Fördermittelgeber |
Stiftung Mercator |
Laufzeit |
01.03.2021 – 31.08.2022 |
Projektbeschreibung
Im öffentlichen Diskurs wird der Klimawandel oft nur aus ökologischer sowie ökonomischer Sicht betrachtet und finanziell schwächer gestellte Menschen werden in Projekten auf kommunaler Ebene selten mit einbezogen. Die soziale Dimension stellt jedoch eine wichtige Voraussetzung für wirksamen Klimaschutz dar. Im Projekt TRANSCITY soll die sozialräumliche Inklusion als Hebelwirkung genutzt werden, um auf kommunaler Ebene Klimaschutz zu fördern.
Als Instrument soll dabei ein quartiersübergreifender Emissionshandel zwischen zwei Quartieren der Stadt Essen konzipiert werden. Diese teilnehmenden Quartiere bilden dabei sehr unterschiedliche sozialräumliche Strukturen und Milieus ab. Das sozialpolitische Paradox dabei ist, dass das ökonomisch schlechter gestellte Quartier meist einen kleineren ökologischen Fußabdruck hat als das besser gestellte. Dies kann unter anderem der ausgedehnteren Mobilität und dem erhöhten Konsumaufkommen der wohlhabenden Haushalte geschuldet sein. Zugleich haben Bewohner*innen aus finanziell schwächer gestellten Quartieren in der Regel kaum Möglichkeiten, aus eigenen Mitteln Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen. Beim quartiersübergreifenden Emissionshandel wird das sozialökonomisch schlechter gestellte Quartier auf Grund seiner positiven Klimabilanz einen ökonomischen Vorteil haben und über mehr Zertifikate verfügen als es benötigt. Umgekehrt verhält es sich für das im Stadtgefüge sozialökonomisch besser gestellte Quartier. Hier wird anfangs in größerem Maßstab in die gebaute Umwelt investiert bzw. klimabelastendes Verhalten umgestellt werden müssen, um die Klimabilanz zu verbessern bzw. den Unterschuss an Zertifikaten auszugleichen. In einer Emissionsbörse werden auf Grundlage ausgewählter Indikatoren die Zertifikate gehandelt. Das finanziell schlechter gestellte Quartier kann Zertifikate an das reichere Quartier verkaufen, das dadurch Ausgleichszahlungen in die Emissionsbörse leistet, wobei die Erträge in soziale sowie ökologische Infrastrukturen in beiden Quartieren reinvestiert werden. Zugleich können beide Quartiere ihre Zertifikate bei der Kommune und/oder privaten Sponsoren gegen solche Investitionen eintauschen.
Dieser innovative Ansatz eines Social Urban Emissions Trading Systems (SUETS) soll die Stadt Essen unterstützen, ihre Klimaziele zu erreichen. Neben dem offensichtlichen Ziel Treibhausgasemissionen zu senken, geht es bei TRANSCITY insbesondere darum, das sozialökologische Bewusstsein zu steigern und durch einen multilateralen Ansatz in eine konkrete Praxis innerstädtischer Kooperation zu transferieren. Basierend auf dem neu florierenden Austausch zwischen zwei sehr unterschiedlichen Milieus sollen die Grenzen der Stadtteile, ganz im Sinne einer offenen Stadt, geöffnet und Bewohner*innen für soziale Schieflagen im Verbund mit Klimaschutzmaßnahmen sensibilisiert werden. Finanziell schwächer gestellte Bevölkerungsgruppen, die sonst häufig in Klimaschutzprojekten ausgeschlossen werden, profitieren von dem Emissionshandel und werden als Initiatoren der transformativen Stadt hervorgehoben, denn aus einem Modus der Notwendigkeit heraus verfolgen sie bereits einen ressourcenschonenderen Lebensstil.
Während der Laufzeit des Transferprojekts werden zunächst quantitative und qualitative Erhebungen durchgeführt sowie der Beteiligungsprozess mittels Sozialraumanalysen und einem Reallabor-Ansatz in Essen angekurbelt. Das Wuppertal Institut evaluiert federführend den technischen Umsetzungsprozess des Zertifikatehandels und liefert die notwendige Datengrundlage, die Hochschule RheinMain evaluiert federführend den Beteiligungsprozess in den Quartieren. Die Empowerment-Prozesse vor Ort werden durch die Kommunen und ihre intermediären Partner wie das Quartiersmanagement organisiert. In 18 Monaten soll somit die Grundlage für einen quartiersübergreifenden Emissionshandel geschaffen werden, welcher in Folge des Transferprojekts erprobt werden soll. Mit der Stadt Essen in der Vorreiterrolle sollen auch andere Städte motiviert werden, sich dem Vorhaben anzuschließen und so den innovativen Ansatz von TRANSCITY bundesweit zu verbreiten.