Neele Mirjam Kämpf: Beste Absolventin aller Zeiten am Fachbereich Wiesbaden Business School
Neele Mirjam Kämpf (35) ist Nonne im Benediktinerinnenkloster St. Hildegard im Rheingau und hat dieses Wintersemester ihr Studium als beste Absolventin aller Zeiten am Fachbereich Wiesbaden Business School, mit der Note 1,0, abgeschlossen. Im Interview berichtet sie über ihr außergewöhnliches Leben zwischen Kloster und Vorlesungssaal.
Warum hatten Sie sich dazu entschieden an der Hochschule RheinMain Business & Law zu studieren?
Oh, das war ganz einfach. Bei uns ist es so, dass man zuerst eine Ausbildung im Kloster selbst macht mit den Themen, die für das Klosterleben wichtig sind, also Einführung in das geistliche Leben, Singen, Latein, theologische Grundlagen und Ähnliches. Dann wird geschaut, für welche Art von Arbeit man geeignet sein könnte. Das ist ziemlich wichtig, weil das Kloster ein eigener Mikrokosmos ist. Es gibt ziemlich viele Bereiche, zum Beispiel die Gastfreundschaft ist sehr wichtig und der Unterricht für die, die neu kommen. Dann haben wir eine eigene Schneiderin hier, aber auch eine kleine IT-Abteilung, und einen wirtschaftlichen Bereich mit dem wir unseren Lebensunterhalt verdienen, inklusive kaufmännischer Leitung.
Irgendwie kam die Äbtissin auf die Idee, dass ich für dieses Studium geeignet sein könnte, was mich zunächst überraschte, aber sie hat das offenbar ganz gut eingeschätzt. Allerdings war es dann so, dass einige der Verantwortlichen wollten, dass ich BWL studiere und andere, dass ich Jura studiere und somit suchte ich einen Studiengang, der beides beinhaltet. Den gab es dann quasi vor der Haustür und folglich war klar, dass ich am Fachbereich Wiesbaden Business School studiere. Es ergab sich also von selbst, aber ich war auch sehr zufrieden damit, denn diese Kombination von Wirtschaft und Recht ist hochinteressant.
Wie lässt sich das Leben im Kloster mit dem Studentenleben vereinen?
Ziemlich gut eigentlich. Es war freilich so, dass ich im Semester nicht alles im Kloster mitmachen konnte und auch nicht brauchte, aber in den Semesterferien war es kein Problem, wieder einzusteigen. Außerdem gibt es durch die Verbindung zu anderen Klöstern eine ganze Reihe von interessanten Möglichkeiten Praktika zu absolvieren, sodass ich ziemlich viele Facetten kennen lernen konnte. Ich war auch durchaus bei dem einen oder anderen Hoffest, das war kein Problem, man muss ja auch mal mit den Kommilitonen zusammen feiern. Mit den Mitschwestern im Kloster habe ich dann gefeiert, wenn die Prüfungen vorbei waren und ich alles bestanden hatte.
Wie haben Sie die Studienzeit am Fachbereich Wiesbaden Business School erlebt?
Ich habe unheimlich gerne studiert. Fast zu meiner eigenen Überraschung haben mich die Fächer interessiert und angesichts der kleinen Größe der Lehrveranstaltungen haben wir da ja eine ziemlich intensive Betreuung. Hinzu kommt die Praxiserfahrung der Dozenten, es gab immer Beispiel und ganz realitätsnahe Schilderungen, wie das, was wir lernten, in der Praxis aussieht. Wir wurden auch immer unterstützt, jedes Interesse gefördert und durch die kleinen Semester kannten wir uns untereinander ziemlich schnell ziemlich gut. Einige Kommilitonen mag ich wirklich gerne und werde sie ziemlich vermissen. Aber ich hoffe doch, dass der Kontakt bleiben wird.
Zu welchem Thema haben Sie Ihre Abschlussarbeit geschrieben?
„Controlling in Non-profit Organisationen“, etwas thematisch Passendes natürlich. Ich habe den Fokus auf strategisches Controlling gelegt und einmal durchgespielt, wie ein Controlling-Modell für ein Kloster aussehen könnte. War gar nicht so einfach, aber ziemlich spannend.
Was sagen Sie dazu, die allerbeste Absolventin aller Zeiten an der Wiesbaden Business School zu sein? Wie fühlt sich das an?
Ein bisschen komisch. Ich freue mich natürlich, aber eigentlich habe ich mich immer gefreut, wenn ich in den Klausuren gesehen habe, dass ich es kann – also mit den Themen, die da abgeprüft wurden, umgehen kann. Das ist immer ein schönes Gefühl.
Können Sie die Erkenntnisse aus dem Studium mit ins Klosterleben einbringen?
Oh ja, das war ja sogar auch der Hintergrund für das Studium. Wie gesagt, das Kloster ist eine Art Mikrokosmos; fast alles, was es in einem Konzern an Strukturen gibt, gibt es auch bei uns, aber in Miniatur. Wir haben verschiedene Betriebe, zum Beispiel einen sehr schönen Klosterladen, ein Weingut, ein Café, aber auch eine Restaurationswerkstatt für kirchliche Archivalien sowie eine Goldschmiede und Künstler (zu Klöstern gehört immer auch Kunst). Dann ist das Kloster als kirchliche Institution, das dem Kirchenrecht unterliegt, ja aber auch in das Rechtssystem der Bundesrepublik integriert, das heißt man braucht Gesellschaftsrecht, Handelsrecht, Steuerrecht, auch Arbeitsrecht und oft hat man ganz ungewöhnliche Situationen, es ist eben doch etwas anderes als ein „normales“ Unternehmen. Dann sind wir zwar keineswegs klein, aber auch nicht sehr groß, das heißt als einzelner wird man nicht zum Spezialisten sondern muss schon mehrere Gebiete abdecken können. Das ist ziemlich spannend!
Wie soll es zukünftig weitergehen? Möchten Sie Ihr Studium mit einem Master fortsetzen?
Das wohl nicht. Ich fange jetzt an, hier im Kloster zu arbeiten und werde mal schauen, wie ich das, was ich gelernt habe, nutzbringend einbringen kann. Ansatzpunkte gibt es ja eine ganze Menge. Das wird auch von den Zuständigen organisiert.
Haben Sie Tipps für zukünftige Studierende?
Das suchen, was man gerne macht und sich dann darauf spezialisieren. Dann macht das Lernen Spaß und die Arbeit hinterher hoffentlich auch. Vielleicht auch noch, die Angebote des Fachbereichs Wiesbaden Business School wahrzunehmen, zum Beispiel für Praktika. Da gibt es eine ganze Menge Hilfe an der Hochschule und wenn man damit frühzeitig anfängt, findet man schnell heraus, was zu einem passt.