RadEffekt

VRN Nextbike-Station; © Verkehrsbund Rhein-Neckar (VRN)

Gestern wurden die ersten Ergebnisse des Projekts „RadEffekt – Routenwahl und Emissionsreduktionspotenziale von Radvermietsystemen“ in einem digitalen Pressegespräch von Prof. Dr. Matthias Kowald und Margarita Gutjar aus der Fachgruppe Mobilitätsmanagement vorgestellt.

Gefördert durch das House of Logistics and Mobility (HOLM) haben Forscher:innen der Fachgruppe Mobilitätsmanagement an der Hochschule RheinMain (HSRM) in den vergangenen 15 Monaten gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), der Nextbike GmbH, dem Amt für Verkehrsmanagement der Stadt Heidelberg, der ESWE-Verkehrsgesellschaft mbH, der MVGmeinRad und Wissenschaftler:innen des Studiengangs Digital Business Management zu Radvermietsystemen geforscht. Denn bisher gab es keinerlei Parameter für Verkehrsnachfragemodelle im Bereich Bikesharing. Gutjar betonte bei der Vorstellung ihrer Forschungsergebnisse: „Für die Mobilitätswende ist die Erforschung des Mobilitätsverhaltens der Menschen essentiell, wenn es darum geht, wie diese nachhaltig und erfolgreich umgesetzt werden kann.“  

Forschungsgegenstand

Untersucht wurden die verhaltensrelevanten Effekte der Verkehrsmittel- und Routenwahl bei Fahrten mit Rädern aus öffentlichen Fahrradvermietsystemen (ÖFVS) im Verkehrsgebiet Rhein-Neckar, etwa monetäre Kosten, Reisezeiten, Radwegeinfrastruktur oder Zu- und Abgangszeiten. Damit sollten Potenziale für eine Einführung von ÖFVS oder deren Erweiterung in bestimmten Untersuchungsgebieten identifiziert werden.
Zunächst wurden dazu Präferenzen von Nutzer:innen erfasst, um die Dauer und Länge der letzten zurückgelegten Strecke erfassen zu können. Darauffolgend kamen Fragebögen zur Verkehrsmittel- und Routenwahl zum Einsatz, bei denen Öffentliche Verkehrsmittel (ÖV; hier Bus oder Straßenbahn), Mieträder (ÖFVS) und Motorisierter Individualverkehr (MIV) zur Auswahl standen.

„Die Kosten für das Auto werden von den Nutzer:innen unterschätzt“

„Die Forschung war im Bereich der mikroökonomischen Nutzungsmotive angelegt, um Verhaltensweisen messen zu können, unter denen sich das Bikesharing durchsetzen kann“, erklärte Prof. Dr. Kowald.
Treibstoffkosten werden laut den Ergebnissen von den Befragten als weniger negativ empfunden als Kosten für die Radmiete oder den ÖV. Prof. Dr. Kowald merkte hier an: „Die Kosten für das Auto werden von den Nutzer:innen unterschätzt.“
Eine zunehmende Reisezeit macht generell ein Verkehrsmittel weniger attraktiv. Jede zusätzliche Minute zu oder von der Mietradstation bzw. ÖV-Haltestelle wird dabei stärker negativ bewertet als die Reisezeit auf dem Mietrad bzw. im ÖV. Weniger negativ empfunden wurden dagegen die Zu- und Abgangszeiten, wenn längere Wege mit dem Rad zurückgelegt wurden. Am meisten präferiert wird das Bikesharing von jungen Menschen, sowie etwa für Arbeitswege, zur Ausbildung oder zu Hochschulen und Universitäten. Mit einem Mietrad möchten die Menschen insbesondere mit zunehmendem Alter eine ausgebaute Radinfrastruktur nutzen, wobei sie am meisten den geschützten Radfahrstreifen präferieren, wenn der Radweg durch zusätzliche Markierung und Trennelemente von der Fahrbahn getrennt wird.

„Die Frage ist ja: Was kann man zukünftig bei Radvermietsystemen besser machen, was sollte man beachten? Die Ergebnisse aus ‚Radeffekt‘ sollen schließlich – generalisiert – für andere Kommunen nutzbar gemacht werden“, so Prof. Dr. Kowald.

Das Projekt (HA-Projekt-Nr.: 1013/21-15) wird aus Mitteln des Landes Hessen und der HOLM-Förderung im Rahmen der Maßnahme „Innovationen im Bereich Logistik und Mobilität“ des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen gefördert.