Sahra Wagenknecht an der Wiesbaden Business School

Sahra Wagenknecht beim volkswirtschaftlichen Vortrag an der Wiesbaden Business School | © Dr. Rainer Lowack

Sahra Wagenknecht diskutiert mit Studierenden der Wiesbaden Business School aktuelle VWL-Themen | © Dr. Rainer Lowack

Am 27.4.2017 besuchte die Vorsitzende der Bundestagsfraktion DIE LINKE die Wiesbaden Business School. In einem 30-minütigen Vortrag vor rund 250 Studierenden erläuterte sie, warum es aus ihrer Sicht zu Trump und Brexit kam. Anhand ausgewählter Verteilungsstudien kritisierte die unangepasste Intellektuelle, dass ein zunehmender Bevölkerungsanteil in reichen Industrieländern vom Wohlstandswachstum abgehängt sei.  Daneben zeigte sie, wie stark sich die wirtschaftliche Machtkonzentration in Europa vom ordoliberalen Ideal eines Walter Eucken entfernt habe. „Wirtschaftsmacht zerstört Demokratie“ – so einer ihrer vielen Vorwürfe. Schließlich forderte die Doktorin der Wirtschaftswissenschaften einen Rückbau der Privatisierung vieler elementarer Lebensbereiche, etwa im Krankenhaus- und Versorgerbereich. Zur fortgeschrittenen Kommerzialisierung habe das EU-Regelwerk maßgeblich beigetragen. Es sei daher zu erneuern. Unter Hinweis auf ihren jüngsten Bestseller „Reichtum ohne Gier“ empfahl Frau Wagenknecht unter anderem, statt leistungsloser Erbschaften lieber Stiftungsmodelle auszubauen.

In der Diskussion kamen die Annahmen der Spitzenpolitikerin auf den Prüfstand: Zum Beispiel relativierte eine Studentin der Gesundheitsökonomie Wagenknechts Pauschalkritik an privaten Krankenhäusern. Ein Student aus Business Administration stellte die These einer gesunkenen Gewerkschaftsmacht in Frage, indem er an die wochenlangen Streiks von Spartengewerkschaften erinnerte. Widerspruch gab es auch hinsichtlich des relativen Armutsbegriffs, den die Referentin verteidigte. Weitere Fragen betrafen unter anderem die eingeleitete Bargeld-Einschränkung im Eurosystem und die weltweite Rolle des US-Dollars. Gegen Ende plädierte Sahra Wagenknecht dafür, dass auch angehende Betriebswirte umfassende weltwirtschaftliche Kenntnisse erlernen sollten – jenseits des engen Modellrahmens der neoklassischen Lehre. Ein schönes Schlusswort für eine volkswirtschaftliche Veranstaltung, die anschließend noch für viele Kontroversen sorgte.