Von Bananen und Hustensaft

© Netzwerk der Wissenschaft Wiesbaden | Paul Etzel

Prof. Dr. Rainer Wedde vom Fachbereich Wiesbaden Business School mit dem Vortrag Kinderarbeit und Kinderhustensaft - Schutz (in) der Lieferkette. © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

Der Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende begrüßt die Bürger:innen zur Ringvolesung im Stadtverordnetensaal. © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

„Einer muss immer anfangen“, sagte Dr. Rainer Wedde, Professor für Wirtschaftsrecht im Fachbereich Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain (HSRM), mit Blick auf Regulierungen globaler Lieferketten hinsichtlich des Menschenrechts- und Umweltschutzes. Das galt aber auch für den gestrigen Auftakt der neuen Ringvorlesung im Wiesbadener Rathaus. Das Netzwerk der Wissenschaft hatte zur ersten Veranstaltung der Reihe VON BANANEN UND HUSTENSAFT eingeladen und sowohl junge Studierende als auch ältere Semester lockte das Thema „Kinderarbeit und Hustensaft“ in den Stadtverordnetensaal der Landeshauptstadt.

Offene Fragen und Zielkonflikte

Prof. Dr. Wedde zeigte anhand verschiedener Beispiele einerseits auf, unter welchem Druck internationale Lieferketten durch Konflikte oder Epidemien stehen, und andererseits, welche teils prekären Arbeitsbedingungen in manchen Ländern herrschen, aus denen relevante Rohstoffe oder Produkte kommen. Sowohl Deutschland als auch die EU arbeiten seit Jahren an Lieferschutzgesetzen und Richtlinien, deren Um- beziehungsweise Durchsetzung in der Praxis aus vielerlei Gründen jedoch nicht immer einfach sei oder noch Jahre bis zur Ratifizierung benötigten. „Wir haben hier grundsätzlich noch offene Fragen und Zielkonflikte“, so Prof. Dr. Wedde. So stünden auf der einen Seite zweifelsohne der Schutz der Menschenrechte und der Umwelt, auf der anderen Seite die Problematik der Lieferkettengefährdung. Möglicherweise könnten sich Unternehmen aufgrund der zukünftigen Bestimmungen auch gänzlich aus manchen Ländern zurückziehen. Dies wiederum hätte Folgen für die dortige Wirtschaft sowie für Kosten und Preise vieler Produkte in den hiesigen Märkten.

Transfer als Drehtür

Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Bürger:innen die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu diskutieren. „Wir haben selten, aber immer häufiger Vorlesungen bei uns im Rathaus“, freute sich Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. Die Wissenschaft brauche auch diesen populärwissenschaftlichen Punkt, das sei wichtig für die Demokratie, erklärte der OB die Relevanz des Transfers von der Hochschule in die Gesellschaft. Auch David Profit, Kanzler der HSRM, bescheinigte dem Format Ringvorlesung eine wichtige Funktion: „Transfer ist eine Drehtür zwischen Wissenschaft und Praxis", die Ringvorlesung vertiefe den guten Kontakt zwischen Hochschule, Stadt und Stadtgesellschaft.

Zur Ringvorlesung

Im Rahmen der Ringvorlesung VON BANANEN UND HUSTENSAFT werden noch bis 14. November im Rathaus Wiesbaden Wirtschaftsfragen der Gegenwart kompakt und verständlich thematisiert.

  • Dienstag, 24. Oktober 2023, 18 Uhr: Ist Deutschlands wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China ein Auslaufmodell? (Prof. Dr. Britta Kuhn)
  • Donnerstag, 2. November 2023, 18 Uhr: Bargeld, Bitcoin, Digitaler Euro. Wie bezahlen wir in Zukunft? (Prof. Dr. Stefan Schäfer)
  • Donnerstag, 9. November 2023, 18 Uhr: Werden Bananen zu jeder Jahreszeit bald ein Luxus? Globalisierung im Spannungsverhältnis zwischen dem ökonomischen Vorteil und den geopolitischen Spannungen. (Prof. Dr. Marina Grusevaja)
  • Dienstag, 14. November 2023, 18 Uhr: Inflation und Wachstumsschwäche. Wie reagiert die Geldpolitik? (Dr. Thomas Ollinger, Deutsche Bundesbank)