Eine grüne Zukunftsvision für den Herderplatz
Gibt es eine menschen- und klimafreundliche Zukunft für die engen und hochversiegelten Verkehrsräume der Gründerzeitquartiere Wiesbadens? Angehende Architekt:innen der Hochschule RheinMain (HSRM) hat diese Frage zu den unterschiedlichsten Visionen einer Neugestaltung am Beispiel des Herderplatzes inspiriert, Visionen für Nutzungsideen einer lebendigen urbanen Nachbarschaft und die dringend notwendigen Klimaanpassungen des öffentlichen Raumes. Der Herderplatz wurde vor 20 Jahren neu eingefasst, ist in die Jahre gekommen und entspricht als Stadtplatz nicht mehr dem Zeitgeist. Die drei Kastanienbäume stehen verloren in einem tristen Verkehrsraum, umrandet von einer kraftvollen historischen Bebauung und könnten, mit einer neuen Platzgestaltung, so viel mehr sein als nur spärliche Schattenspender im Sommer.
Visionen für Quartiersaufwertung
„Das räumliche und soziale Potenzial des Platzes ist vorhanden und tatsächlich zeigen uns die visionären Entwürfe für den Ort die Möglichkeiten einer Quartiersaufwertung“, so Sabine Gaedeke, Projektleiterin der Stadtentwicklungsgesellschaft SEG/Stadterneuerung. So wurde im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Wachstum und nachhaltige Erneuerung – Stadtgrün Wiesbaden“ mit der Hochschule RheinMain im Wintersemester 2020/2021 eine von Prof. Sascha Luippold betreute Stegreifarbeit der Studierenden des Fachbereichs Architektur und Bauingenieurwesen begleitet.
Paulina Herzog und Leonie Krah, beide Architektur-Studentinnen im 7. Semester, haben gemeinsam ein Stegreif-Projekt entwickelt. „Unsere Grundidee war die Aufenthaltsqualität zu steigern. Wir haben in unserem Entwurf eine Fahrradstation herausgenommen und dafür mehr Grün und Wasser aufgenommen. Das bringt durch die Verdunstungskälte zusätzliche Kühlung und Kinder können dort spielen“, so Paulina Herzog. „Es soll ein richtiger Treffpunkt entstehen“, ergänzt Leonie Krah. Auch der Entwurf von Jonathan Möller sieht einen zentralen grünen Ort vor, den er zusammen mit seinem Kommilitonen Niels Puschendorf gestaltet hat. Der Verkehr soll beruhigt werden und durch effektives Handeln der Platz schnell aufgewertet werden.
„Die Studentinnen und Studenten sollten für den bisher weitestgehend versiegelten und vom ruhenden PKW-Verkehr vereinnahmten Herderplatz eine visionäre Begrünungs- und Nutzungsidee entwickeln“ erklärt Professor Luippold, der an der HSRM klimagerechtes Bauen lehrt. Mitzudenken waren außerdem urbane Möblierungs- und Infrastrukturfragen, zum Beispiel das Beleuchtungskonzept, Palettenmöbel, Boulebahn, Bücherkiste, Litfasssäule, Paketstation, Abstellanlagen für Fahrräder und Scooter, Citybikestationen, Elektrosäulen für E-Bikes etc., oder auch prozesshafte Interimsnutzungen mit sozialer Katalysatorfunktion (Kulturevents, Nachbarschaftsworkshops, Bürgerschaftsinitiativen, Selbstbauprojekte, private Stadtgrün-Patenschaften usw.).
Anregungen zum „Weiter“-Denken
„Im Rahmen des Stegreifes wurden über 60 Arbeiten abgegeben, von denen nun die interessantesten der Öffentlichkeit vor Ort vorgestellt werden und die Nachbarschaft und Stadtgesellschaft zum 'Weiter'-Denken anregen sollen. Auch möchten wir den Studierenden eine kleine Anerkennung für diese Inspirationen geben,“ so Roland Stöcklin, Geschäftsführer der SEG abschließend und überreichte Wiesbadener Architekturbildbände und Karten für das Kino Caligari an die Studierenden.
Die Arbeiten werden in den kommenden Wochen in den Schaufenstern der umliegenden Geschäfte am Herderplatz ausgestellt werden. Mehr Infos zum Städtebauförderprogramm und weiteren Projekten unter wiesbaden.de/stadtgruen.