Hochschule RheinMain erhält Radprofessur
Hessen wird zum wissenschaftlichen Schrittmacher bei der Verbesserung des Radverkehrs in Deutschland. Bessere Planung von Radwegen, mehr Sicherheit, die Rolle des Fahrrads im ländlichen Raum, der Einfluss von E-Bikes und -Rollern auf das Verkehrssystem – das sind einige der Themen, mit denen sich drei neue Stiftungsprofessuren an hessischen Hochschulen – darunter die Hochschule RheinMain (HSRM) – befassen werden. Die Förderbescheide übergab Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer am Donnerstag in Berlin.
"Wir stärken Radfahrern den Rücken! Radverkehr muss als gleichberechtigtes Verkehrsmittel von Anfang an mitgedacht werden – sei es in der Gesetzgebung, in der Verkehrsplanung oder in der Innovationsforschung. Deshalb fördern wir den Radverkehr jetzt als Uni-Fach", so Scheuer. "Wir stellen den Radfahrern Verbündete an die Seite, die ihr Know-how in Zukunft gezielt vor Ort und in den Städten und Kommunen einsetzen können. So geben wir den Radfahrern eine starke Stimme und machen den Umstieg aufs Rad noch attraktiver."
"In Hessen begreifen wir Fuß- und Radverkehr als integrale Bestandteile eines modernen Mobilitätssystems", kommentierten Wissenschaftsministerin Angela Dorn und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. "Dass allein drei der bundesweit sieben Lehrstühle nach Hessen kommen, zeigt unsere führende Position auf dem Weg in eine so klimafreundliche wie leistungsfähige Mobilität." Die Stiftungsprofessuren sind Teil des Nationalen Radverkehrsplans 2020 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Sie werden an der Hochschule RheinMain, der Universität Kassel und der Frankfurt University of Applied Sciences eingerichtet und vom Bund finanziert. Nach Auslaufen der Förderung muss die Fortführung von den Universitäten und Hochschulen abgesichert werden.
Forschergeist vorantreiben
"Ohne die Wissenschaft gibt es keinen ökologischen Aufbruch", betonte Wissenschaftsministerin Angela Dorn. "Bereits heute forschen unsere Hochschulen auf hohem Niveau zu Zukunftsthemen wie nachhaltige Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz sowie CO2-neutrale Produktion. Die drei Radprofessuren ergänzen diese Arbeit und treiben den Forschergeist und die Anwendungskompetenz der Hochschulen weiter voran. Ich danke allen Beteiligten für ihr großes Engagement und gratuliere der Universität Kassel, der Hochschule RheinMain und der Frankfurt University of Applied Sciences, die sich mit ihrer Expertise im bundesweiten Wettbewerb durchsetzen konnten."
"Die Nahmobilität zu Fuß und mit dem Rad ist ein Schwerpunkt der hessischen Verkehrspolitik", sagte Minister Al-Wazir. "Neben der finanziellen Förderung war insbesondere die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen ein wichtiger Anschub. Die AG Nahmobilität hat von Beginn an die Bewerbung der hessischen Hochschulen unterstützt und damit zum Erfolg beigetragen. Sie wird die Forschungsergebnisse in die Praxis bringen und umgekehrt die Fragen aus der Praxis an die Hochschulen."
Optimale Voraussetzungen an der HSRM
"Das Umfeld der Hochschule RheinMain bietet der Stiftungsprofessur optimale Voraussetzungen: Das regionale Lehrkonzept stellt sicher, dass viele Studierende davon profitieren, und die Einbindung in die aktuell fünf Personen umfassende Fachgruppe Mobilitätsmanagement sowie das Mobilitätslabor ist eine hervorragende Basis für Forschungsaktivitäten. Die Professur unterstützt damit die Strategie der Hochschule, einen profilbildenden Forschungsschwerpunkt im Bereich nachhaltiger Mobilität aufzubauen", erläuterte Prof. Dr. André Bruns vom Fachgebiet "Mobilitätsmanagement und Verkehrsplanung" und Studiengangsleiter "Mobilitätsmanagement (B.Eng.)" der Hochschule RheinMain.
"Der Entwurf von guten, das heißt sicheren und komfortablen Radverkehrsanlagen wurde bislang an deutschen Hochschulen und Universitäten nur selten vermittelt", ergänzte Prof. Dr. Volker Blees von der Fachgruppe Mobilitätsmanagement der Hochschule RheinMain. "Hier schließen wir eine Lücke, die auch von unseren Praxispartnern in Land, Region und Kommunen immer wieder benannt wurde. Zugleich müssen wir Forschung und Entwicklung in diesem Feld vorantreiben, denn Lastenfahrräder, schnelle Pedelecs und E-Tretroller stellen vollkommen neue Anforderungen an die Infrastruktur."
Neuer Masterstudiengang
In Verbindung mit der Radprofessur strebt die HSRM darüber hinaus den Aufbau des kooperativen Masterstudiengangs "Nachhaltige Mobilität" mit der Frankfurt University of Applied Sciences, der Hochschule Darmstadt und der Technischen Hochschule Mittelhessen an. In ihm sollen die für eine Verkehrswende relevanten Kompetenzen vertieft gelehrt werden. Ebenfalls geplant ist das Promotionskolleg "Logistik und Mobilität", das perspektivisch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich des Radverkehrs ermöglicht. Weitere Schwerpunkte der Stiftungsprofessur liegen in der Schaffung nachhaltiger Strukturen in den Bereichen Praxistransfer sowie Fort- und Weiterbildung.
"Wir freuen uns sehr über die Stiftungsprofessur. Sie wird das Profil unserer Fachgruppe Mobilitätsmanagement weiter schärfen, wovon Forschung, Lehre und Praxis gleichermaßen profitieren", so HSRM-Präsident Prof. Dr. Detlev Reymann.