Kurzinterview mit Prof. Dr. Jessica Einspänner-Pflock

Prof. Dr. Jessica Einspänner-Pflock © Henning Markmann

Prof. Dr. Jessica Einspänner-Pflock wurde zum 1. Oktober 2024 als Professorin für Applied Media Science & Digital Journalism in den Fachbereich Design Informatik Medien der Hochschule RheinMain (HSRM) berufen. Nach einem Magisterstudium in Medienwissenschaft und Kommunikationsforschung an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und dem New Media and Communications Programme an der National University of Singapore forschte und lehrte sie von 2009 bis 2016 an der Universität Bonn. Die Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit bildeten soziale Interaktionen im Netz, (Online-)Journalismus, politische Kommunikation und digitale Methoden. Im Jahr 2014 erfolgte die Dissertation mit dem Thema „Privatheit im Netz – Konstruktions- und Gestaltungsstrategien von Online-Privatheit bei Jugendlichen“. Außerhalb der Wissenschaft war Jessica Einspänner-Pflock in verschiedenen Medienunternehmen als Redakteurin und Moderatorin tätig. Nachdem sie 2008 im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung als Redakteurin gearbeitet hatte, folgte von 2009 bis 2013 eine Tätigkeit als freie Kommunikationsberaterin für den Einsatz von Social Media in Politik, Organisationen und Unternehmen. Von 2019 bis 2024 war Jessica Einspänner-Pflock im Bereich Marketing bei der R+V Allgemeine Versicherung AG in Wiesbaden beschäftigt.

Welcher Aspekt fasziniert Sie an Ihrer Forschung am meisten?

Die Tatsache, dass der Gegenstandsbereich meiner Forschung so real erfahrbar, aktuell beobachtbar und zugleich mitgestaltbar ist, begeistert mich. Als ich anfing, mich mit medienwissenschaftlichen Themen zu befassen, war gerade das „Web 2.0“ geboren und es entstanden neue oder weiterentwickelte Theorien, aber auch neue Sorgen hinsichtlich Privatsphäre oder Glaubwürdigkeit. Danach kam die Ubiquität mobiler Medien und mit ihr ein erneuter kultureller Wandel unserer zwischenmenschlichen Kommunikation und der Art, wie Informationen beschaffen und bearbeitet werden können. Und jetzt stehen wir mit dem Phänomen künstlicher Intelligenz am nächsten Meilenstein der medienkulturellen und -technischen Entwicklung. Ich bin begeistert davon, objektiv zu beobachten und zu analysieren, wie sich unsere Gesellschaft mit und aufgrund der medientechnischen Innovationen wandelt, wobei ich ja zugleich selbst mittendrin stecke und rein subjektiv eine Faszination für die genannten Entwicklungen hege.

Was macht für Sie gute Lehre aus?

Ich halte es für unerlässlich, mit den Studierenden neben dem Handwerkzeug für das journalistische, künstlerische oder industrielle Schaffen auch das kritische Hinterfragen, Diskutieren und das Denken „über den Tellerrand hinaus“ zu üben. Gute Lehre sollte sich durch ein sinnstiftendes und umfassendes Ineinandergreifen der verschiedenen Module und Seminare darstellen, gepaart mit anspruchsvollen didaktischen Methoden. Ich selbst möchte Impulse setzen, die Studierende zum Nachdenken, Selbstdenken und zum Engagement bewegen. Regelmäßiges Motivieren und Begeistern, auch für theoretische Themen, sehe ich als eine wichtige Aufgabe von Lehrenden an. Wenn Studierende in ihrem Studium das Gefühl haben, sowohl für das Berufsleben als auch für ihre persönliche Zukunft gut aufgestellt zu sein und dabei noch gerne an ihr Studium zurückdenken, haben wir Lehrende viel richtig gemacht.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

In meiner Vorstellung war der konkrete Beruf nie so wichtig. Ich hatte immer das Ziel, etwas beizutragen, zu gestalten und zu bewegen. Das ist natürlich auslegungsfähig. Vielleicht war das aber auch genau das Richtige. Denn so habe ich vieles einfach auf mich zukommen lassen, nahezu jede Gelegenheit, etwas Neues zu lernen und zu entdecken, ergriffen. Und das immer mit dem Ziel vor Augen, mich stets weiterzuentwickeln.

Wie finden Sie einen Ausgleich zur Arbeit?

Bewegung, Sport und Natur sind für mich die besten „Energieableiter“. Ich bin vom Naturell her eher quirlig und habe sehr viel Energie. Die muss auch irgendwie verbraucht werden.