Kurzinterview mit Prof. Dr. Marion Koelle
Prof. Dr. Marion Koelle wurde zum 1. Februar 2025 als Professorin für Medieninformatik mit Schwerpunkt Human-Computer Interaction in den Fachbereich Design Informatik Medien der Hochschule RheinMain (HSRM) berufen. Nach einem Medieninformatikstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München promovierte Marion Koelle 2019 an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Im Rahmen dessen entwickelte sie Prototypen von Datenbrillen, die die Privatsphäre der Nutzer:innen und Menschen in ihrer Umgebung respektieren. Die Arbeit wurde mit dem Dissertationspreis der Universitätsgesellschaft Oldenburg ausgezeichnet. Anschließend war Marion Koelle als Postdoktorandin an der Universität des Saarlandes tätig. Dort forschte sie zu körperbasierten und bio-digitalen Interfaces. Ergebnisse dieser Arbeit wurden mehrfach ausgezeichnet und ausgestellt. Ab 2022 war sie Leiterin der Gruppe Personal Pervasive Computing am OFFIS – Institut für Informatik in Oldenburg. Für ihre wissenschaftlichen Beiträge im Bereich Digitalisierung und sozialverantwortliche Technikentwicklung wurde sie mit dem Helene-Lange-Preis 2020 ausgezeichnet und erhielt den Digital Female Leader Award 2024 in der Kategorie Digitale Transformation.
Welcher Aspekt fasziniert Sie an Ihrer Forschung am meisten?
Mich fasziniert die Vielseitigkeit und Interdisziplinarität des Forschungsfelds Mensch-Computer-Interaktion. Ich forsche an der Schnittstelle zwischen Technologie, Design und Mensch. Daraus entstehen wunderbare Anknüpfungspunkte zu anderen Fachdisziplinen. Das ist für mich immer eine tolle Gelegenheit für einen Blick über den Tellerrand. In der Vergangenheit habe ich gemeinsam mit Jurist:innen an technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen für die Nutzung von Datenbrillen im öffentlichen Raum gearbeitet, mit Mediziner:innen eine Gesundheitsapp konzipiert oder gemeinsam mit Psycholog:innen einen Fragebogen entwickelt. Besonders begeistert hat mich die Kooperation mit Künstler:innen und Designer:innen für Arbeiten im Bereich Personal Fabrication, E-Textiles und Bio-Digital-Design. Ziel sind dabei immer innovative technische Lösungen, die die Bedürfnisse der Nutzer:innen in den Mittelpunkt stellen. Die Technologie von morgen soll nicht nur ästhetisch, benutzerfreundlich und funktional, sondern auch inklusiv, nachhaltig und sozial verantwortlich gestaltet sein.
Was macht für Sie gute Lehre aus?
Gute Lehre vermittelt Studierenden nicht nur Fach- und Methodenwissen, sondern auch die Selbstwirksamkeit, neuartige Forschungs- oder Designprobleme eigenständig anzugehen. In der Informatik ist lösungsorientiertes und kreatives Denken dafür ganz zentral. Besonders wichtig ist, die Studierenden zu ermutigen, Technologien kritisch zu hinterfragen und ein Gespür für die Auswirkungen ihrer Projekte auf Nutzer:innen und Nicht-Nutzer:innen zu entwickeln, also für das „große Ganze“, einschließlich ethischer Fragestellungen sowie sozialer und gesellschaftlicher Auswirkungen. Gerade wenn Teammitglieder unterschiedliche Erfahrungen und Hintergründe mitbringen, gelingt dies besonders gut. Gute Lehre bedeutet für mich daher auch, den Studierenden die soziale Kompetenz zu vermitteln, in interdisziplinären und vielfältigen Teams zu arbeiten, um möglichst diverse Perspektiven in der Technologieentwicklung einbeziehen zu können.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Ich wollte Künstlerin werden. Letztendlich habe ich mich für das Studium der Medieninformatik entschieden. Die Kombination aus Design, Hard- und Software eröffnet vielfältige Möglichkeiten, kreativ zu sein. Es begeistert mich, mit Programmcode und digitalen Fertigungstechnologien wie 3D-Druck oder dem Lasercutter Neues zu erschaffen. Am Fachbereich Design Informatik Medien wollen wir einen Maker Space aufbauen. Das ist ein Labor, in dem Studierende und andere Technikbegeisterte kreative Projekte mit verschiedenen Werkzeugen, Maschinen und Technologien umsetzen können. Hätte es in meiner Kindheit bereits Maker Spaces gegeben, dann wäre mein Berufswunsch sicher „Makerin“ gewesen.
Wie finden Sie einen Ausgleich zur Arbeit?
In meiner Freizeit bin ich gerne aktiv und in der Natur, zum Beispiel beim Radfahren, Wandern, Klettern oder Skifahren. Ganz besonders liebe ich die Berge. Wenn es mal regnet, findet man mich beim Zeichnen auf der Couch, im Museum oder beim Experimentieren in der Küche.