Mit Mikromobilität zur Verkehrswende?
Welchen Beitrag können Fahrradvermietsysteme zur Verkehrswende leisten? Welche Rolle spielen andere mikromobile Verkehrsmittel wie E-Tretroller? Und wie sehen langfristig tragfähige Betreibermodelle aus? Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt einer öffentlichen Fachtagung, die am Montag mit einem Vorprogramm in Ginsheim-Gustavsburg begonnen hatte und am Dienstag auf dem Campus Kurt-Schumacher-Ring der Hochschule RheinMain (HSRM) in Wiesbaden fortgesetzt wurde – veranstaltet und organisiert im Rahmen des Transferprojekts IMPACT RheinMain durch die Fachgruppe Mobilitätsmanagement der HSRM und die Deutsche Plattform für Mobilitätsmanagement (DEPOMM).
„Sharing ist eine Haltung, die wir als HSRM als Kernstück in Lehre, Forschung und Transfer verstehen“, betonte Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Eva Waller in ihrer Begrüßung am Morgen. „Und das Fahrrad gewinnt als Verkehrsmittel immer mehr an Bedeutung – auch in dieser Stadt. Deshalb freue ich mich sehr über diese Tagung zum Thema Bikesharing, das eng verknüpft ist mit der Expertise unserer Fachgruppe Mobilitätsmanagement und unseren beiden Studiengängen in diesem Bereich.“ Frieder Zappe, Sprecher des Arbeitskreises Nahmobilität der DEPOMM, verwies auf die gestiegene Bikesharing-Nachfrage, die nach einer Corona-Delle nun deutlich zu spüren sei. „Daraus ergibt sich unter anderem die wichtige Frage, welchen Beitrag zur Verkehrswende das Bikesharing leisten kann. Im Gesamtkontext geht es um nichts Geringeres als die Transformation des Stadtraums, die damit einhergeht.“
Öffentlicher Verkehr oder Öffentliche Mobilität?
Bevor der interaktive Teil der Tagung Fahrt aufnahm, plädierte Prof. Dr. André Bruns in seinem Fachvortrag für einen aus seiner Sicht notwendigen Perspektivwechsel: „Wir sollten uns verabschieden von einem rein verkehrstechnischen Mobilitätsdiskurs, der vor allem die Angebote in den Blick nimmt, und uns einer gesellschaftspolitischen Herangehensweise zuwenden, die auf die Mobilitätsbedürfnisse ausgerichtet ist und auf das Allgemeinwohl abzielt. Die Frage sollte lauten: ‚Wie wollen wir in Zukunft miteinander leben?‘“, so der Mobilitätsexperte.
Anschließenden hatten die rund 130 Teilnehmer:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft die Gelegenheit, sich in sogenannten Foren intensiver mit Einzelaspekten des Tagungsthemas auseinanderzusetzen, sich nach Impulsvorträgen untereinander auszutauschen oder in einer kleinen Ausstellung mit Mobilitätsanbieter:innen ins Gespräch zu kommen.
Wie kann Bikesharing attraktiver werden?
Ebenfalls Bestandteil des Programms war eine von Prof. Dr. Martina Lohmeier moderierte Podiumsdiskussion mit Tina Smolders (MVGmeinRad), Marco Weigert (nextbike GmbH), Beate Kubitz (fifteen) und Frieder Zappe (DEPOMM), in der die Mobilitätsexpert:innen gemeinsam beleuchteten, welche Rolle Aspekte wie Infrastruktur, Sichtbarkeit oder Vernetzung, aber auch politischer Wille für den Erfolg von Bikesharing und vergleichbaren Angeboten spielen.
„Zu sehen, wie viele gute Ideen es rund um unser Tagungsthema gibt, ist eine große Ermutigung“, freute sich Prof. Dr. Volker Blees, der als Moderator durch den Tag geführt hatte, in seinem Schlusswort. „Gleichzeitig konnten wir feststellen, dass uns in den nächsten Jahren große Herausforderungen bevorstehen, vor allem im sozialen Bereich. Deshalb gilt es, unsere zahlreichen Bemühungen weiter zu verstetigen. Oder wie es heute jemand so schön formuliert hat: ‚Das Lenkrad beziehungsweise der Lenker ist bereits eingeschlagen‘.“