Sensibilisierung am Internationalen Frauentag
Bereits seit 2015 beschäftigen sich Studierende und Lehrende des Fachbereichs Sozialwesen der Hochschule RheinMain (HSRM) im Rahmen des Präventionsprojekts MamMut – Mitmachen macht Mut. Gemeinsam gegen Gewalt unter der Leitung von Prof. Dr. Heidrun Schulze und ihrem Team (Lehrnde der HSRM: Nadine Fiebig, Manja Gretzschel, Dr. Marion Kamphans, Timm Kroeger, Simone Wieland) mit dem Thema Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzung und Möglichkeiten der Primärprävention. MamMut zielt im Kern darauf ab, präventive Strategien durch Bewusstmachung von Geschlechterstereotypisierungen im Rahmen vorurteilsbewusster Pädagogik (Anti-Bias-Ansatz) zu entwickeln und dialogisch zu bearbeiten, wie verschiedene Formen von Gewalt erkannt und wie gemeinsam dagegen vorgegangen werden kann.
Das Projekt wird aktuell im sechsten Jahr an der Hochschule RheinMain umgesetzt und seit 2020 in Kooperation mit der Gesellschaft für Kinder- und Frauenrechte (GKFG), die durch die Stadt Wiesbaden finanziert und unterstützt wird, durchgeführt. So auch aktuell in einer zweisemestrigen Lehrveranstaltung für Studierende aus dem fünften und sechsten Semester des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit. Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März wollen die am MamMut-Projekt beteiligten Studierenden auf die Brisanz der Gewalt gegen Frauen hinweisen und Aufmerksamkeit dafür schaffen.
"Der 8. März hat eine doppelte Bedeutung", erläutert Dr. Marion Kamphans, die im Rahmen der MamMut-Lehrveranstaltung zentrale Begriffe der Geschlechterforschung mit den Studierenden diskutiert: "Einerseits wollen wir die Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung feiern, andererseits geht es darum, auf die weiterhin bestehenden Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und auf alle Formen von Diskriminierung und von Gewalt gegenüber Frauen hinzuweisen. Diese Thematik wird noch zu häufig einfach akzeptiert und verharmlost und muss deshalb stärker in der Gesellschaft und in den Medien in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt werden." Wie wichtig Letzteres gerade jetzt ist, betonen auch die Studierenden: "Das Thema ist topaktuell. Gerade durch den Lockdown haben sich gewaltfördernde Strukturen etabliert, die schwer zu durchbrechen sind. Im Kontext der Gesamtsituation rücken diese leicht in den Hintergrund", so Franziska Hagedorn. "Erst vor kurzem gab es in Wiesbaden wieder eine Gedenkfeier anlässlich eines Femizids. Es wäre viel schöner, wenn wir am 8. März nur noch die Gleichstellung der Geschlechter feiern könnten, doch noch ist das eine schöne Utopie", ergänzt ihr Kommilitone Justus Appel.
Relevanz auf allen Ebenen
Um im Kontext des 8. März Aufmerksamkeit für die Thematik und das Projekt MamMut zu schaffen, beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lehrveranstaltung zunächst in Kleingruppen mit der Relevanz dieses Tages – für sie persönlich als Studierende, die Gesamtgesellschaft sowie für Kinder, bei denen das Präventionsprogramm des MamMut-Projekts ansetzt. Alle 20 Studierenden verfassten dazu kurze Statements, die zum internationalen Frauentag auf der Website der Gesellschaft für Kinder- und Frauenrechte (GKFG) gesammelt veröffentlicht werden. Darin nehmen sie den Tag zum Anlass, sich selbst und anderen den Wert, die Leistungen und die Rechte von Frauen zu verdeutlichen. Für Frauen sei der Tag eine "essenzielle Stütze im Bewusstsein" ihrer Gleichwertigkeit, für Männer eine Erinnerung daran, schreibt Projektteilnehmerin Lara Kraus. "Bereits in frühem Alter nehmen Kinder wahr, dass Frauen und Männer in der Gesellschaft unterschiedlich behandelt werden und verinnerlichen dies, allerdings noch nicht so stark wie Erwachsene, deswegen ist es wichtig, frühzeitig diese Muster zu hinterfragen. Der Weltfrauentag kann neue Sichtweisen festigen", so Sarah Linker. Mit ihren Beiträgen möchten die Studierenden andere Menschen für das Thema Gewalt gegen Frauen sensibilisieren und MamMut bekannter machen – auch über den internationalen Frauentag hinaus.
Über das Projekt MamMut
Das Projekt "MamMut – Mitmachen macht Mut. Gemeinsam gegen Gewalt" wird seit 2015 von der Hochschule RheinMain und seit 2020 in Kooperation mit der GKFG in Deutschland umgesetzt. Im Fokus stehen Prävention und Bewusstseinsbildung zur Auflösung traditioneller Geschlechterrollen, die gewaltsames Denken und Handeln gegenüber Frauen und Kindern unterstützen. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH wurde ursprünglich für das Regionalprogramm "ComVoMujer – Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in Lateinamerika" ein interaktiver, altersgerechter Mitmach-Parcours für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter entwickelt und von Prof. Dr. Heidrun Schulze nach Deutschland geholt.
Der Parcours orientiert sich an den Lebenswelten der Mädchen und Jungen. Fünf Stationen zielen auf die Dekonstruktion von Geschlechterstereotypen, die Bildung von menschenrechtsorientierten und gleichberechtigten Beziehungsidealen und die Stärkung der Wahrnehmung der UN-Kinderrechte auf ein gewaltfreies Leben, Partizipation, Information und freie Meinungsäußerung. Durch das Erleben eines respektvollen und wertschätzenden Miteinanders wird das Selbstwertgefühl der Kinder gesteigert und eine Sensibilisierung in Bezug auf Gewalt erzielt, um deren Weitergabe vorzubeugen. Das Konzept wurde bereits an Grundschulen, Kindertagesstätten und in Frauenhäusern in Wiesbaden, Mainz und Darmstadt umgesetzt. Aktuell arbeiten Prof. Dr. Tanja Grendel und Prof. Dr. Heidrun Schulze im Rahmen eines Lehr-Forschungsprojektes gemeinsam an einer Evaluation des MamMut-Projektes aus Kindersicht, die mit Kindern entwickelt und deren Auswertung mit diesen diskutiert werden soll.