Vom Durchbrechen der Stille

Necati Öziri liest im Rahmen der 25. Poetikdozentur an der Hochschule RheinMain. © Hochschulkommunikation | Hochschule RheinMain

Mit der zweiten Vorlesung von Necati Öziri am Campus Kurt-Schumacher-Ring ist am Mittwochabend die 25. gemeinsame Poetikdozentur der Hochschule RheinMain (HSRM) und des Kulturamts der Landeshauptstadt Wiesbaden zu Ende gegangen.

Live aus Berlin zugeschaltet erzählte Öziri aus seiner persönlichen Entwicklung, wie er aus dem Ruhrgebiet nach Berlin und dort zum Schreiben gekommen ist. Herkunft, Gewalt und Armutserfahrungen hätten sein Schreiben geprägt. Aber viel entscheidender sei das „Meta-Gefühl“ gewesen, das schon der amerikanischen Schriftsteller James Baldwin beschrieben habe: „Man gehört nirgendwo hin.“ Daraus resultiere eine spezielle Form der Einsamkeit, die mit „Stille“ einhergehe; aber gleichzeitig auch dem Gefühl, dass man sich auf etwas hinbewegt und sich dies nicht stoppen lasse.

Öziris Entschluss, nach Berlin zu gehen, so berichtete er, scheint für ihn diese Bewegung und gleichzeitig der Weg aus der Einsamkeit heraus gewesen zu sein, die ihn in seiner Heimat stets begleitet hat. Über das Theater in der Großstadt, wo er zunächst dramaturgisch arbeitete, findet er gleichgesinnte Autor:innen, mit denen er in einer Schreibwerkstatt Texte austauscht und zu seiner Prosa findet: „Am Theater lernte ich alles“, brachte Öziri es auf den Punkt. Und: „Ein Text funktioniert nur, wenn er die Hand zum Leben ausstreckt“, sagte er, „Texte erzählen unseren Blick auf die Welt.“ Die Manuskripte, die in der Schreibwerkstatt entstanden, „waren wie ich“, so der Schriftsteller. Hier habe er die Stille durchbrochen und, so scheint es, erstmals seine eigene(n) Geschichte(n) erzählt.

Jubiläum der Poetikdozentur

In ihrer Begrüßung zur Jubiläumsveranstaltung hob HSRM-Präsidentin Prof. Dr. Eva Waller hervor, dass die Poetikdozentur „Brücken geschlagen hat zwischen Hochschule und Stadt, zwischen Theorie und Praxis.“ Zudem sei die Hochschule ihrem eigenen Anspruch gerecht geworden, „über den Tellerrand hinauszuschauen.“ Prof. Dr. Rita Rosen, Mit-Initiatorin der Poetikdozentur und langjähriges Mitglied der Jury, berichtete zum Jubiläum von den Anfängen und der Entwicklung der erfolgreichen Reihe, die sie mit dem damaligen Rektor Prof. Dr. h.c. mult. Clemens Klockner aus der Taufe gehoben hatte. Die professionelle Jury habe stets „ein gutes Gespür für kommende Talente“ gehabt, so Prof. Dr. Rosen.

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