„Whose side are we on?“
Um die Reflexion der Forschungspraxis und die Professionalität der Praxis Sozialer Arbeit im Kontext eines verschärften gesellschaftlichen Rechtsrucks ging es am vergangenen Freitag an der Hochschule RheinMain (HSRM). Studierende, Forschende und Praktiker:innen der Sozialen Arbeit fanden sich am Campus Kurt-Schumacher-Ring ein, um sich zum Thema „Rechtsruck? Kontinuitäten von Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus als Herausforderungen für die Soziale Arbeit“ auszutauschen. Der hessische Wissenschaftsminister Timon Gremmels dankte in seiner Videobotschaft den Teilnehmenden für ihr Engagement und sicherte ihnen Unterstützung zu.
Reflexion von solidarischer Praxis und professioneller Haltung
Mit der Verschärfung rassistischer, antisemitischer, antifeministischer sowie rechtsextremer Einstellungen, Politiken und Programmatiken sehen sich Fachkräfte wie Adressat:innen Sozialer Arbeit mit alten und neuen Herausforderungen konfrontiert. Dass hier eine Kontinuität existiere, betonte die Soziologin Prof. Dr. em. Lena Inowlocki, die an der Frankfurt University of Applied Sciences und der Goethe-Universität Frankfurt gelehrt hat. In ihrer an einen Beitrag des US-Wissenschaftlers Howard S. Becker („Whose side are we on?“) angelehnten Keynote ging sie zunächst auf ihre eigene Forschung zu Beginn der 1980er-Jahre ein. Die damaligen wie heutigen Aufgaben bargen und bärgen gleichzeitig auch hohe Erwartungen an die Soziale Arbeit. Insgesamt sei eine nachhaltige Reflexion von solidarischer Praxis und professioneller Haltung geboten, so die Forscherin. Prof. Dr. Dr. Maximilian Pichl vom Fachbereich Sozialwesen der HSRM sah hier eine generelle Debatte darüber, welche Rolle die Soziale Arbeit in der Demokratie einnimmt, wie er zum Auftakt der Veranstaltung betonte.
Workshops zum Umgang mit Rechtsruck
Intensiviert wurden die Thematik und der Umgang mit dem sich gegenwärtig manifestierenden Rechtsruck in verschiedenen Workshops, etwa zur Aufarbeitung von Rechtsterrorismus durch Parlamente und Zivilgesellschaft am Beispiel des rassistischen Anschlags von Hanau. Konkrete Fallbeispiele rassistischer Diskriminierung aus der sozialarbeiterischen Praxis und den Umgang damit diskutierten die Teilnehmer:innen im Workshop unter Leitung von Prof. Dr. Arzu Çiçek (HSRM), Özgür Yıldırım und Benny Momper (beide Spiegelbild e. V.).
Auf dem abschließenden Podium sprachen Nadine Docktor (Fritz Bauer Institut), Meral El (Moderation), Ibrahim Kızılgöz (Vorsitzender des Ausländerbeirats Wiesbaden), Sascha Schmidt (Gewerkschaftssekretär DGB Wiesbaden) und Prof. Dr. Johanna Sigl (HSRM). Sie spiegelten aus ihren Perspektiven die Entwicklungen des gesellschaftlichen Rechtsrucks und ihre Erfahrungen mit Diskriminierung in ihren Kontexten.