Prof. Dr. Jonas Rüppel | Entwicklungs- und Sozialpsychologie im Kontext Sozialer Arbeit und Gesundheit
Allgemein:
Raumnummer:
E 203
E-Mail:
Jonas.Rueppel(at)
hs-rm.de
Postanschrift:
Postfach 3251
65022 Wiesbaden
Besuchsadresse:
Kurt-Schumacher-Ring 18
65197 Wiesbaden
Lehr- und Forschungsschwerpunkte
- Psychologie und Soziologie der Gesundheit, Krankheit und Behinderung
- Reflexive Sozialpsychologie / Psychosocial Studies
- Sozialisation, Biografie und Subjektivierung
- Wissens-, Wissenschafts- und Professionssoziologie
- Psychoanalytische Ansätze in Beratung und Sozialer Arbeit
- Methodologie und Methodik qualitativer Sozialforschung, insb. Grounded Theory und Situationsanalyse, psychoanalytisch-sozialwissenschaftliche Hermeneutik
Kurzvita
- Doppelstudium der Psychologie und Soziologie an den Universitäten Kiel, Bordeaux und Frankfurt am Main (Diplom-Psychologe, 2014; Diplom-Soziologe, 2014)
- Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Pre-/Postdoc) am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Arbeitsbereich Biotechnologie, Natur und Gesellschaft, der Goethe-Universität Frankfurt am Main (2014-2022)
- Lehrbeauftragter an den psychologischen Instituten der Goethe-Universität Frankfurt (Arbeitsbereich Psychoanalyse, 2022) sowie der FernUniversität Hagen (Arbeitsbereich Gesundheitspsychologie, 2015)
- Promotion am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt (Dr. phil., summa cum laude) mit einer Arbeit an der Schnittstelle von Medizinsoziologie, Wissenschaftsforschung und Psychologie-/Psychiatriegeschichte
- Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung und der Studienstiftung des deutschen Volkes
- Aus-/Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten (psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) am Institut für Psychoanalyse der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft in Frankfurt am Main (fortlaufend)
- Klinische Tätigkeiten in der ambulanten Psychotherapie, stationären Psychosomatik und integrierten psychiatrischen Versorgung
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Video- und theatergestützte Soziale Innovationen im Bereich recoveryförderlicher Arbeitsbündnisse in der (Gemeinde-)Psychiatrie (VISION-RA)
Förderung: BMBF (2019 - 2023)
Kooperationspartner*innen: Prof. Dr. Michael May, HSRM; Prof.in Dr. Margret Dörr, Katholische Hochschule Mainz; Prof.in Dr. Brigitte Anderl-Doliwa, Katholische Hochschule Mainz
Das Verbundprojekt VISION-RA der Hochschule RheinMain (koordinierend) und der Katholischen Hochschule Mainz zielt auf die Verbesserung emotionaler Abstimmungsprozesse zwischen Fachkräften in der (gemeinde-) psychiatrischen Praxis und Nutzenden ihrer Angebote, die als chronisch psychisch erkrankt diagnostiziert wurden, um darüber recoveryförderliche Arbeitsbündnisse zwischen diesen zu kultivieren. Diesbezüglich sollen in VISION-RA gleichermaßen partizipativ wie forschungsbasiert im Rahmen einer formativen Evaluation in Anlehnung an Konzepte responsiver und dokumentarischer Evaluationsforschung video- und theatergestützte Soziale Innovationen entwickelt werden, die durch ihre dialogische Ausrichtung methodisch die Wirksamkeit solcher Arbeitsbündnisse zu steigern vermögen. Im Unterschied zu bisherigen, rein auf die Professionellen ausgerichteten Reflexionsinstrumenten im Hinblick auf die Verbesserung emotionaler Abstimmungsprozesse wird bei den in VISION-RA entwickelten und erprobten Methoden dezidiert auch ihr Gegenüber einbezogen. Zugleich fungieren die konsequent im Rahmen eines partizipativ angelegten formativen Evaluationsprozesses entwickelten, kalibrierten und implementierten Sozialen Innovationen als neue, gegenstandangemessene Methoden zur Erforschung von Prozessen emotionaler Selbstregulierung im Binnenverhältnis von Menschen, die als chronisch psychisch erkrankt diagnostiziert wurden, sowie in den Beziehungsverhältnissen zwischen ihnen und Fachkräften der (Gemeinde-)Psychiatrie. Damit zielt VISION-RA in zentraler Weise auf die partizipativ angelegte Rekonstruktion konkreter Interaktions-Praxen in gegebenen Organisationsstrukturen, um diese verständigungsorientiert zu verbessern. Mit den forschungsbasierten Qualifikationsmodulen soll die Ausbildung eines professionellen Habitus erfolgen, der auch auf emotionaler Ebene neue recovery-förderliche Arbeitsbündnisse anzubahnen vermag.
Gesellschaftliche Implikationen der Präimplantationsdiagnostik
Förderung: Schweizer Bundesamt für Gesundheit
Jonas Rüppel und Thomas Lemke (Uni Frankfurt) haben im Auftrag des Schweizer Bundesamts für Gesundheit (BAG) eine Expertise zu den psychosozialen Implikationen der Präimplantationsdiagnostik (PID) verfasst. Die Studie rekonstruiert den sozialwissenschaftlichen Forschungsstand zu dieser Thematik und identifiziert u.a. folgende gesellschaftliche Problemkomplexe: Erstens sind eine zunehmende Ausweitung des medizinischen Indikationsspektrums sowie eine Expansion der PID in neue Anwendungsfelder beobachtbar. Zweitens weisen empirische Studien darauf hin, dass die PID zu einer Vertiefung sozialer Ungleichheiten und einer Verfestigung geschlechtlicher Asymmetrien beitragen könnte. Drittens vollzieht sich im Kontext der PID ein Wandel normativer Konzepte und institutioneller Erwartungen hin zur Vorstellung einer genetischen Reproduktionsverantwortung. Diese konvergiert mit einer individualisierenden Präventionslogik, die gegenwärtige Transformationsprozesse der Medizin und Gesundheitspolitik kennzeichnet. Die Studie diskutiert darüber hinaus Folgewirkungen der PID für Menschen, die heute oder in Zukunft mit einer chronischen Krankheit oder Behinderung leben, und liefert einen Überblick über medizinisch-technische Innovationen (z.B. das genome editing), die zukünftige Aneignungsformen und Entwicklungstendenzen der PID beeinflussen dürften.
Kooperationspartner: Prof. Dr. Thomas Lemke, Goethe-Universität Frankfurt
The biomarkerization of depression. Reconfigurations of health and illness in contemporary psychiatric knowledge production
Förderung: German National Academic Foundation (2016-2020)
Psychiatric diagnosis and interventions are based on behavioral and experiential symptoms, codified especially in the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) and the International Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD). Mental health researchers, however, are intensively seeking to identify biological parameters – so-called biomarkers – that are supposed to supplement or replace these ‘descriptive’ diagnostic criteria. The research project empirically investigated this search for biomarkers with a special focus on mood disorders. Based on ethnographic fieldwork, qualitative interviews, and document analysis, I mapped related expectations, hopes and fears (e.g. the vision of ‘personalized psychiatry’) and delineated epistemic strategies enacted by various actors in the fields of genomics, proteomics and brain imaging. It turned out that the search for biomarkers significantly reconfigures the knowledge infrastructure of the psy-disciplines – even though this endeavour has largely failed so far.
Publikationen (Auswahl)
Monographien
- 2022. Die Biomarkerisierung der Depression. Eine Soziologie psychiatrischer Wissensproduktion. Frankfurt / New York: Campus.
- 2017. Reproduktion und Selektion. Gesellschaftliche Implikationen der Präimplantationsdiagnostik. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. (mit Thomas Lemke)
Herausgeberschaften
- 2023. Leben Regieren. Natur, Technologie und Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Frankfurt/New York: Campus. (mit K. Hoppe, F. von Verschuer und T.H. Voigt).
- 2019. The Death of the Clinic? Emerging Biotechnologies and the Reconfiguration of Mental Health. Special Issue of Science, Technology, and Human Values, 44(4). (mit T. H. Voigt)
- 2016. Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung. Zur Unberechenbarkeit des Subjekts. Wiesbaden: Springer. (mit D. Heseler, R. Iltzsche, O. Rojon, T. Uhlig)
Zeitschriftenartikel und Buchbeiträge
- (in press). Triadisch-szenische Rekonstruktionen als fragile Räume der Begegnung. Herausforderungen und Potenziale psychoanalytisch orientierter Praxisforschung im Feld der Gemeindepsychiatrie. In: M. Dörr und B. Neudecker (Hrsg.), Blicke auf Unbewusstes und Emotionales in der pädagogischen Praxis. Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 31. Gießen: Psychosozial-Verlag. (mit V. Dangel und L. Spiegler)
- 2023. Interdependenz und Innenleben. Psyche als sozio-materielle Figuration. In: Hoppe et al. (Hrsg.), Leben Regieren. Natur, Technologie und Gesellschaft im 21. Jahrhundert (S. 249-265). Frankfurt/New York: Campus. (mit K. Hoppe)
- 2023. Leben Regieren. In: Hoppe et al. (Hrsg.), Leben Regieren. Natur, Technologie und Gesellschaft im 21. Jahrhundert (S. 11-34). Frankfurt/New York: Campus. (mit K. Hoppe, F. von Verschuer, T. H. Voigt)
- 2021. „Allowing the Data to ‘Speak for Themselves’“. Die Klassifikation psychischer Störungen und das Imaginäre der computationalen Psychiatrie. Psychiatrische Praxis 48(S 01), S16-S20.
- 2019. „Now Is a Time for Optimism“: The Politics of Personalized Medicine in Mental Health Research. Science, Technology, and Human Values, 44(4), 581-611.
- 2019. The Death of the Clinic? Emerging Biotechnologies and the Reconfiguration of Mental Health (Introduction to the Special Issue). Science, Technology, and Human Values, 44(4), 567-580. (mit T. H. Voigt)
- 2019. Von psychischen Störungen zu daten-getriebenen Biotypen? Rationalitäten und Praktiken der Humandifferenzierung in der psychiatrisch-psychologischen Wissensproduktion. In: Burzan, N. (Hrsg.), Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018.
- 2018. Social Dimensions of Preimplantation Genetic Diagnosis: A Literature Review. New Genetics and Society, 38 (1), 80-112. (mit T. Lemke)
- 2018. Die Personalisierung der Depression. Entwicklungslinien der psychiatrischen Biomarker-Forschung. Bioskop. Zeitschrift zur Beobachtung der Biowissenschaften, Nr. 83, 14-15. (mit L. Schnieder und T. Lemke)
- 2018. Reproduktion und Selektion. Gen-ethischer Informationsdienst 244, 39-41. (mit T. Lemke)
- 2016. Erfolg und Elend der Psychologie. Eine Einleitung. In: Heseler, D., Iltzsche, R., Rojon, O., Rüppel, J. & Uhlig, T. (Hrsg.), Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung. Zur Unberechenbarkeit des Subjekts. Wiesbaden: Springer, 3-12. (mit D. Heseler, R. Iltzsche, O. Rojon, T. Uhlig)
- 2016. Qualitative Forschung. Ein Weg zu einer kritischen Psychologie? Eine Podiumsdiskussion. In: Heseler, D., Iltzsche, R., Rojon, O., Rüppel, J. & Uhlig, T. (Hrsg.), Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung. Zur Unberechenbarkeit des Subjekts. Wiesbaden: Springer, 351-382. (mit M. Markard, G. Mey, J. Scholz, S. Thomas, T. Uhlig)
- 2015. Genetisches Wissen und sozialer Ausschluss: Das Beispiel Blutspende. In: Lemke, T. & Liebsch, K. (Hrsg.), Die Regierung der Gene: Diskriminierung und Verantwortung im Kontext genetischen Wissens. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 133-154. (mit U. Manz)
- 2013. Exemplarische Gesprächsführung. In: Hessisches Kultusministerium & Landeselternbeirat von Hessen (Hrsg.), Begegnung auf Augenhöhe: Schulbegleitende Gespräche zu dritt. Wiesbaden, 20-27. (mit L. Butsch, R. Haubl, M.-S. Löhlein, J. Lohl, S. Markert, P. Schweder)
- 2013. Kommentierung [Analyse der Beziehungsdynamik eines schulbegleitenden Gesprächs]. In: Hessisches Kultusministerium & Landeselternbeirat von Hessen (Hrsg.), Begegnung auf Augenhöhe: Schulbegleitende Gespräche zu dritt. Wiesbaden, 46-53. (mit L. Butsch, M.-S. Löhlein, J. Lohl, S. Markert, P. Schweder)
- 2012. Alltagsirritationen und Kontrollwünsche: Zum Unbehagen in der B-Ebene. Freie Assoziation. Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie, 15 (1), 57-68. (mit V. Glavaski, S. Kleinod, B. Klemm, W. Maier, F. Weis)
Gutachten / Expertisen
- 2016. Gesellschaftliche Implikationen der Präimplantationsdiagnostik. Eine Übersicht über die Ergebnisse einschlägiger empirischer Studien. Expertise im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit der Schweizerischen Eidgenossenschaft. (mit T. Lemke)
Funktionen
- Mitglied des Prüfungsausschuss des Fachbereich Sozialwesen (PAU I)
- Anerkennungsbeauftragter (Präsenzstudiengänge)