Murat Karakaya – CargoSteps GmbH & Co. KG

Name: Murat Karakaya

Studiengang an der HSRM: Bachelor Internationales Wirtschaftsingenieurwesen & Master Berufsintegriertes Masterstudium Wirtschaftsingenieurwesen

Abschlussjahr: 2016

Unternehmen (Name): CargoSteps GmbH & Co. KG

Gründungsdatum: 18.02.2016

Kurzbeschreibung Produkt/Dienstleistung: CargoSteps hilft Spediteuren und Frachtführern, ihre Kapazitäten auszulasten und ermöglicht das durch unternehmensübergreifende Echtzeit Sendungsverfolgung mit proaktivem Informationsfluss.

Interview

  • Das Thema Start-ups generiert in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit - viele sprechen sogar von einem Hype. Ist es das tatsächlich oder was zeichnet die Start-up-Welt Deiner Meinung nach aus?

Das Aufkommen von Start-ups selbst ist nichts Neues, aber etwas, das vor einigen Jahren kategorisiert wurde. Einen Hype würde ich es nicht nennen, denn dazu dauert er schon viel zu Lange und wächst weiterhin zu stark. Die Gründerkultur, die mit der Start-up-Welt einhergeht, bringt durch ihren Drive viele Innovationen zustande, auf die wir sonst sehr lange warten müssten. Sie gibt uns auch eine aufgefrischte Neugier auf Fortschritt. Ich glaube, dieses Mindset ist neben der gestiegenen Innovationskraft etwas, was die Start-up-Welt auszeichnet.

  • Du bist jetzt seit fünf Jahren Selbstständiger. Kannst Du Dir vorstellen, wieder zurückzugehen und als Angestellter zu arbeiten?

In den letzten fünf Jahren habe wahrscheinlich so viel gelernt, wie ich als Angestellter in 15 Jahren gelernt hätte. Das liegt daran, dass man verglichen mit einem normalen Unternehmen in einem kleinen Start-up für sehr viel mehr zuständig ist und alles selbst entscheidet. Die Geschwindigkeit ist sehr hoch und man sprintet durch einen Marathon. Für viele, die aus Unternehmen in Verwaltungen wechseln, ist es schwierig, sich an die Abläufe und das gesenkte Tempo der Entscheidungsprozesse anzupassen, daher denken viele, dass es denselben Effekt beim Wechsel von Start-ups zu Unternehmen gibt. Dem ist jedoch nicht so. Der Unterschied ist die stark ausgeprägte Anpassungsfähigkeit, die im Start-up von Tag eins verlangt wird. Es ist wichtig, eine übergeordnete Strategie beizubehalten und sich daran zu orientieren. Jedoch ist es wegen der spezialisierten Innovationen der Start-ups notwendig, dass man sich ständig selbst überprüft, neu ausrichtet und wenn nötig das Geschäftsmodell anpasst. Ich würde sehr gut in einem Unternehmen als Angestellter mit all seinen Prozessen und Hierarchien klarkommen, jedoch ist es als Selbstständiger viel schöner und macht mehr Spaß. Man kann sich selbst verwirklichen, wenn man es am Markt schafft.

  • Wie kam es zu Deiner Gründung - warst Du schon immer ein „Gründergeist“ oder hat sich das mit der Zeit erst entwickelt?

Während meines Studiums habe ich vier Jahre lang als Kurier am Flughafen und anschließend noch ein Jahr im Qualitätsmanagement im Unternehmen meines Kindheitsfreundes und heutigen Geschäftspartners gearbeitet. Wir haben täglichen die gleichen Probleme in der Logistik erlebt und eigentlich nur nach einer Lösung für sein Unternehmen gesucht, jedoch gab es nichts mit den Anforderungen, die wir aufgestellt hatten. Nach der vergeblichen Suche haben wir uns entschieden, es einfach selbst zu machen, weitere Partner gesucht und CargoSteps gegründet. Es war immer ein Traum von mir, in die Selbstständigkeit zu gehen, jedoch fehlte mir bis dahin die Idee, das Team und das Kapital. Plötzlich kam alles zusammen und ich habe meine Chance genutzt.

  • Welche Voraussetzungen muss eine Person Deiner Meinung nach mitbringen, um ein/eine erfolgreiche(r) Gründer(in) zu werden?

Das wichtigste zuerst: Man gründet nicht allein. Es braucht ein Gründerteam aus drei bis fünf Personen und dieses ist am besten breit aufgestellt. Jedes Teammitglied sollte eine andere Stärke oder Spezialisierung mitbringen und das Team als Ganzes sollte im Stande sein, eigenständig alles Nötige bis zu einem sogenannten Minimum Viable Product ohne externe Hilfe hinzubekommen. Am besten auch darüber hinaus, denn vorher bekommt man kein Kapital für das Wachstum. Ein tolles Team macht auch eine mittelmäßige Idee groß. Man muss sich als Gründer*in darüber im Klaren sein, dass man sehr viel Durchhaltevermögen braucht, weil ein Start-up im Normalfall nicht über Nacht zum Erfolg wird. Vor allem muss man die Achterbahnfahrt der Erfolge hin zu den Tiefs der Rückschläge aushalten können. Diese Achterbahnfahrt ist nicht für einen Kindergeburtstag geeignet. Die dritte Komponente für den Erfolg ist das Netzwerk. Das fängt schon da an, dass man sich in einem Bereich, in dem man sich auskennt, gründen sollte. Von Tag eins an muss man Netzwerken und sein Netzwerk ausbauen. Man darf damit nie aufhören, denn ein Netzwerk schadet nur dem, der es nicht hat. Team, Durchhaltevermögen und Netzwerk ist der magische Dreiklang der Start-up-Welt.

  • Welches für die Gründung nützliche Handwerkzeug hat Dir Dein Studiengang mitgegeben bzw. wo hast Du Dein Know-how ansonsten gesammelt?

Im Wirtschaftsingenieurstudium hatte ich leider keinen Schwerpunkt im Bereich Logistik und Luftfahrt gewählt, was eine verschenkte Gelegenheit war. Das lag daran, dass ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass ich in dem Bereich gründen werde. Jedoch bot das Studium andere sehr gute Grundlagen, die man sich extern sehr teuer aneignen müsste. So günstig und konzentriert bekommt man so viel Know-how sonst nirgends.

  • Wenn Du an die Hochschule RheinMain zurückdenkst – was oder wer hatte Einfluss auf Deine Gründungsambitionen?

Den größten Einfluss auf meine Gründung hatte in der Hochschule eindeutig Prof. Dr. Thomas Heimer. Er hat in den Vorlesungen und darüber hinaus stets das Interesse für das Unternehmertum geweckt und uns viele Werkzeuge an die Hand gegeben. Im Nachgang sehe ich ihn als wichtigsten Faktor der HSRM für meinen Werdegang.

  • Was würdest Du Dir für die Hochschule RheinMain wünschen bzw. von ihr erwarten?

Es gibt viele Gründungsinteressierte und -willige Studierende an der Hochschule RheinMain. Dieses Potenzial sollte unbedingt genutzt werden. Mit IMPACT RheinMain und vor allem dem darin enthaltenen INKUBATOR CONNECT ist die perfekte Grundlage schon an der HSRM geschaffen. Dies gilt es nun zu unterstützen und auszubauen. Einen Punkt, den ich mir für meine Zeit als Studierender noch gewünscht hätte, wäre die Komponente Softwareentwicklung, denn die braucht man für die meisten Ideen. Auch für die Ideen, die dienstleistungs- oder hardwareorientiert sind. In Zeiten der Digitalisierung gibt es fast immer eine Softwarekomponente bei Innovationen. Ich hätte hierzu auch eine freiwillige Zusatzmöglichkeit wahrgenommen, wenn ich eine Webentwicklersprache mit Framework hätte lernen können, wie Python/Django oder Ruby on Rails. Ruby on Rails bringe ich mir aktuell selbst bei, was neben Unternehmen und Familie deutlich schwieriger unter einen Hut zu bekommen ist, als während des Studiums.

  • Viele Start-up-Interessierte zögern anfangs, über ihre Idee zu sprechen, weil sie denken, die Idee würde geklaut werden? Wie war das bei dir?

Wir haben gleich von Anfang an mit jedem über unsere Idee gesprochen. Wer Angst hat, kopiert zu werden, hat nicht genug Risikobereitschaft für die Start-up-Welt. Jedes Gespräch auch und vor allem mit Fachfremden hat uns weitergebracht. Man bekommt Input, an den man selbst nicht denkt. Auch gibt man ebenso dem Gegenüber Input für sein Geschäft oder seine Idee. Man sollte vielleicht aufpassen, dass man nicht gleich jedes Details an kapitalstarke Unternehmen weitergibt, die dafür bekannt sind, die Dinge selbst umzusetzen, aber man sollte immer bedenken, dass nicht jeder, der könnte, einen kopiert, da das Zeit und Geld kostet und die Unternehmen immer noch ihr Kerngeschäft haben. Wichtig ist auch, sich klar zu machen, dass Nachahmer kommen werden. Die Frage ist, ob die die Innovation besser machen als man selbst und wie viel Vorsprung man hat. Es wird eigentlich nie zu einem Monopol kommen können und der Markt ist meist groß genug für viele Player.

  • Was würdest Du Start-up-begeisterten Studierenden der Hochschule sonst noch raten, die selbst vor der Entscheidung stehen zu gründen?

Macht! Nicht warten, sondern loslegen. Holt Euch alle Infos online oder über Alumni und vor allem vor Ort beim INKUBATOR CONNECT, bevor Ihr offiziell gründet, um mehrere Angebote zum Start wahrnehmen zu können. Schafft Euch im Studium und mit den Zusatzangeboten so viel Know-how drauf wie möglich. Und wenn Ihr könnt, lernt zu programmieren mit Python/Django oder Ruby on Rails.

  • Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Dich/Euch aus?

Corona hat uns Zeit und Geld gekostet, aber wir werden durch diese Krise durchkommen. Auf der anderen Seite ist es der perfekte Zeitpunkt zum Gründen oder um sich auf sein Unternehmen zu konzentrieren. Man hat mehr Zeit und wird nicht durch die normalerweise vorhandenen Freizeitmöglichkeiten abgelenkt.