Elektro- und Luftfahrttechnik

Exkursion 2024 nach Toulouse

Abflug nach Toulouse | © Hochschule RheinMain

Airbus Flight Center – A321XLR Testflugzeug | © Hochschule RheinMain

Legender der Luftfahrt: Concorde | © Hochschule RheinMain

Besuch bei der Erasmus Partner Uni École nationale de l’aviation civile (ENAC) | © Hochschule RheinMain

Fluglotsenausbildung ENAC | © Hochschule RheinMain

Tower Simulator ENAC | © Hochschule RheinMain

Erstmalig besuchte eine Gruppe Studierender im Rahmen einer Exkursion des Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Hochschule RheinMain (HSRM) Anfang Oktober den wichtigsten europäischen Standort der Luftfahrtindustrie: Toulouse in Südfrankreich. Organisiert von den Professoren Martin Müller und Christian Jochum, bot die Exkursion acht Studierenden aus den Studiengängen Elektro- und Luftfahrttechnik, Maschinenbau sowie Internationales Wirtschaftsingenieurwesen die einmalige Gelegenheit, hinter die Kulissen einer der wichtigsten Luftfahrtregionen Europas zu blicken. Die Reise verfolgte zwei Ziele: einerseits den Studierenden wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise von Airbus zu bieten, andererseits die Partnerschaft mit der École Nationale d‘ Aviation Civile (ENAC)zu stärken. Die Exkursionsteilnehmer konnten sich hier direkt über mögliche Auslandssemester und  Masterstudiengänge informieren.

Airbus – Ein Blick hinter die Kulissen der Flugzeugentwicklung

Bei Airbus erhielten die Teilnehmenden der Exkursion einmalige Einblicke hinter die Kulissen der Flugzeugentwicklung. Highlights waren das Flight Test Center, die Entwicklungsabteilung der Avionik sowie die Endmontagelinien des A350. Die Studierenden erfuhren aus erster Hand, welche Prozesse und Herausforderungen mit der Entwicklung und Zertifizierung eines neuen Flugzeugs verbunden sind. Besonders beeindruckend war die Präsentation des A321XLR-Prototyps in seiner Testflug-Konfiguration, komplett ausgerüstet mit Wassertanks und Testequipment. Die Studierenden waren überrascht, dass sie sich im ganzen Flugzeug frei bewegen durften; die Flugversuchsingenieure beantworteten geduldig alle Fragen.

In der Avionik-Entwicklung inspizierten die Studierenden unter fachkundiger Führung die Testsimulatoren und die sogenannten „Iron Birds”, die unmittelbar hinter den Cockpit-Simulatoren angeordnet sind. Diese großen Testgerüste dienen vor allem dazu, neue Komponenten und Software-Updates unter realitätsnahen Bedingungen zu testen. Hier werden die wichtigsten Systeme eines Flugzeugs – wie Elektrik, Hydraulik und Flugsteuerung – aufgebaut. Das stellt sicher, dass alle neuen Systeme reibungslos zusammenarbeiten, bevor sie in den realen Flugzeugen eingesetzt werden.

Solch umfassende Einblicke in die komplexen Prozesse bei Airbus werden Universitäten und Hochschulen selten gegeben und ermöglichen ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen der Luftfahrtindustrie. Paul-Lukas Voigt, Student im 5. Semester Elektro- und Luftfahrttechnik, fasst seine Eindrücke so zusammen: „Es war unglaublich faszinierend, den A321XLR in seinem Testflugzustand zu sehen. Die Einblicke in die Arbeit der Testpiloten und Ingenieure haben mir eine völlig neue Perspektive auf die Herausforderungen und Einsatzmöglichkeiten für uns Studierende in der Luftfahrt gegeben. Wir waren sehr überrascht, dass sich die beiden Chief Test Piloten bzw. Testingenieure mehrere Stunden Zeit für uns genommen und uns ihren Arbeitsbereich inklusive Testflugzeug ausführlich gezeigt haben und das trotz vollem Terminkalender und anstehenden Testflügen.”

Um die Airbus-Erfahrung abzurunden, trafen sich die Exkursionsteilnehmer zum gemeinsamen Abendessen mit Kristina und Andreas, zwei erfahrenen Projektingenieuren von Airbus. Beide konnten viele Anekdoten aus ihrer abwechslungsreichen Berufserfahrung zum Besten geben. Kristina arbeitet aktuell im Chief Engineering Team für den A350 in der Frachter Version. Marius Viertel, Student im 6. Semester Elektro- und Luftfahrttechnik, beschreibt seine Erfahrungen so: “Durch ergiebigen Austausch mit den beiden, sehr erfahrenen Chief Engineers habe ich auch persönlich wichtige Tipps für meinen Weg durchs Studium und in die Industrie bekommen – von beruflichen Vorbildern aus erster Hand.”

Partnerhochschule ENAC – Austausch über Auslandssemester und Mastermöglichkeiten

Auf dem Programm stand auch der Besuch der École Nationale de l’Aviation Civile (ENAC), eine der renommiertesten Luftfahrthochschulen Europas und seit Anfang 2024 Erasmus-Partner der HSRM. Die Studierenden erhielten wertvolle Informationen über die Möglichkeiten eines Auslandssemesters oder eines Masterstudiums an der ENAC. Die Führung über den Campus schloss auch die Besichtigung der ATC-Simulatoren ein. Hier werden zukünftige Fluglotsen für Tower und Center ausgebildet. Für beide Einsatzmöglichkeiten gibt es an der ENAC realistische Simulatoren. Die Teilnehmenden der Exkursion fanden sich so plötzlich im Tower des Flughafens von Marseille wieder. Es bot sich ein grandioser Ausblick auf Vorfeld sowie Start- und Landebahnen. Hier können nicht nur unterschiedliche Verkehrsszenarien, sondern auch Tages- und Nachtzeiten sowie Wettersituationen realitätsnah abgebildet werden. Ein gemeinsames Mittagessen in der ENAC-Kantine rundete den Besuch ab. Hier konnten sich unsere Studierenden in entspannter Atmosphäre mit ENAC-Studierenden über das Studium und das Leben an der Hochschule austauschen.

Tom Reinhold, Student im 2. Semester Elektro- und Luftfahrttechnik, bemerkte begeistert: „Der Besuch bei der ENAC war für mich besonders spannend, sowohl als mögliche Master-Universität als auch für ein Austauschsemester. Ich bin mir fast sicher, dass ich mein Auslandssemester an der ENAC machen werde.“

Toulouse – Luftfahrtzentrum erleben und neue Verbindungen knüpfen

In einem abgelegenen Bereich des Flughafens konnten die Studierenden Flugzeuglegenden – alle in Toulouse gebaut – erleben: Die erste Concorde (MSN 001), die Caravelle, den ersten Prototypen des A320 und den Airbus A380 konnten sie nicht nur von außen, sondern auch von innen besichtigen. Hier wurde deutlich, welche bedeutende Rolle der Standort Toulouse schon immer für die Entwicklung der Europäischen Luftfahrt spielt. Die Stadt selbst hinterließ bei den Studierenden einen lebendigen und jungen Eindruck – geprägt von den vielen Studierenden und der aktiven Luftfahrt-Community, die sich hier versammelt.

Dass die Luftfahrtbegeisterung in der Region groß ist, zeigte sich auch beim kurzfristig organisierten Austausch mit der Deutschen Schule in Colomiers. Um potenziell interessierte Schülerinnen und Schüler für die Hochschule RheinMain zu gewinnen, ist unter anderem die Teilnahme am Informationstag der Schule im Frühjahr 2025 geplant, bei dem die HSRM ihre Studiengänge vorstellen wird.

Fortsetzung folgt

Die Exkursion nach Toulouse war für die Studierenden der HSRM eine außergewöhnliche und inspirierende Erfahrung. Sie ermöglichte nicht nur tiefere Einblicke in die faszinierende Praxis der Luftfahrtindustrie, sondern eröffnete auch neue Perspektiven für internationale Studienmöglichkeiten an der ENAC und veranschaulichte die Bedeutung internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit.

Die praxisnahen Einblicke in die Flugzeugentwicklung bei Airbus haben die Studierenden motiviert, ihre eigenen Ziele im Bereich der Luftfahrt weiter zu verfolgen. Daniel Scholz, Student im 5. Semester Maschinenbau, fasste dies treffend zusammen: “Ich bin super froh, dass ich mich entschieden habe, an dieser einmaligen Möglichkeit teilzunehmen. Die ganze Reise war motivierend und aufschlussreich in Hinsicht darauf, was ein angehender Ingenieur alles erreichen kann.”

„Solche Erlebnisse sind entscheidend, um das Interesse an der Luftfahrt zu fördern und die nächste Generation von Ingenieur:innen dafür zu begeistern, die Herausforderungen der Zukunft in der Luftfahrtbranche anzugehen“, sagt Prof. Martin Müller und plant bereits ähnliche Exkursionen in naher Zukunft.