Barrierefreiheit selbst erfahren
Selbstbestimmte Mobilität ist ein hohes Gut. In einer älter werdenden Gesellschaft gewinnt sie zunehmend an Bedeutung. Mit den Möglichkeiten der Barrierefreiheit, aber auch mit den heute noch häufig vorhandenen Barrieren haben sich rund 25 Studierende eines gemeinsamen Lehrmoduls der Studiengänge Bauingenieurwesen und Mobilitätsmanagement unter Leitung von Prof. Volker Blees im Rahmen einer Exkursion in Wiesbaden auseinandergesetzt.
Zunächst unternahmen die Student:innen eine Fahrt mit einem Sonderbus der ESWE Verkehr GmbH zu einer barrierefrei ausgebauten Haltestelle in Biebrich. Engagiert erläuterte Fahrer Michael Malsy, wie Haltestelle und Bus ein gemeinsames System bilden, um mobilitätseingeschränkten Kund:innen die Mitfahrt zu erleichtern. Ein stufenloser Ein- und Ausstieg, den alle Busse der ESWE ermöglichen, hilft aber nicht nur Nutzer:innen von Rollstühlen: Auch wer mit Kinderwagen oder schwerem Gepäck unterwegs ist, profitiert davon. Nina Göckler und Thomas Ludwig erläuterten als Vertreter:innen der Lokalen Nahverkehrsorganisation Wiesbaden den Studierenden an Beispielen, wie die Landeshauptstadt den barrierefreien Ausbau von Haltestellen voranbringt und welche Planungsschritte in jedem Einzelfall zurückzulegen sind.
Der zweite Teil der Exkursion war als „Selbsterfahrungstrip“ in der Innenstadt angelegt. Begleitet und schwungvoll moderiert von Barbara Knobloch, Vorsitzende des Arbeitskreises der Wiesbadener Behindertenorganisationen und Interessengemeinschaft Behinderter, und ihren vier Mitstreiterinnen konnten sich die Studierenden auf einer Route durch die Innenstadt selbst ein Bild vom Status der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum machen. In einem mitgebrachten Rollstuhl am eigenen Leib spürbar wurden so die Probleme, die Kopfsteinpflaster für Rollstuhlnutzende bereitet. Simulationsbrillen für verschiedene Arten von Seheinschränkungen vermittelten zudem einen Eindruck davon, wie wichtig Kontraste und Leitlinien bei der Oberfläche von Straßen und Plätzen sind.
Zum Abschluss gab Barbara Knobloch den Studierenden den Wunsch auf den Weg, in ihrer zukünftigen beruflichen Tätigkeit als Gestalter des öffentlichen Raums den Leitgedanken der Barrierefreiheit stets mitzudenken und in der Planung das Know-how der Betroffenen zu nutzen.