6. WIESBADENER VERSICHERUNGSKONGRESS 2014
Bericht vom 6. Wiesbadener Versicherungskongress 2014
Nach einer schöpferischen Pause wurde die Veranstaltungsreihe nun fortgesetzt. Mit 133 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fand der 6. Wiesbadener Versicherungskongress am Fachbereich Wiesbaden Business School den bisher größten Zuspruch an Führungskräften aus der Welt der Finanzdienstleistung. Die Vizepräsidentin der Hochschule RheinMain, Prof. Dr. Christiane Jost, eröffnete den Kongress im Großen Hörsaal im Eugen-Schmalenbach-Haus an der Bleichstraße mit interessanten Informationen zur Hochschule RheinMain, zum Fachbereich Wiesbaden Business School und zum Studienangebot.
"Das 21. Jahrhundert der europäischen Versicherungswirtschaft wird vom Aufsichtsregime Solvency II sowie von einem politisch gewollten Niedrigzins geprägt - dieser Situation muss die Versicherungswirtschaft mittel- bis langfristig gerecht werden. Antworten auf diese heiklen Fragen versuchen wir, auf unserem Wiesbadener Versicherungskongress zu finden", mit dieser Prämisse umriss Prof. Dr. Matthias Müller-Reichart, Organisator des Versicherungskongresses und Leiter des Studiengangs Insurance and Finance, das Leitthema der Tagung. In einem Pressegespräch wenige Tage zuvor wurde die Öffentlichkeit auf einen weiteren Aspekt aufmerksam gemacht: "Generell werden Lebensversicherungen unter Renditegesichtspunkten für Verbraucher noch unattraktiver, prognostiziert der Finanzexperte Prof. Müller-Reichart. Er gibt das Produkt aber trotzdem nicht verloren. 'Rendite war nie das Hauptziel der Lebensversicherungen, sondern die Absicherung von Lebensrisiken für die Familie im Notfall.' Diese Funktion erfüllten die Policen auch in Zukunft."
Besonders begrüßt wurde Dr. Axel Wehling (Mitglied Hauptgeschäftsführung Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.) – ein vielgefragter Redner und auch am Tag des Versicherungskongresses gewissermaßen auf der Zwischenstation in Richtung Brüssel. Zweimal musste er in den Vorjahren kurzfristig seine Teilnahme absagen, diesmal hielt er ein Referat über "Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Kapitalanlage im Niedrigzinsumfeld". Den weiteren Verlauf prägten die Vorträge seitens R+V Versicherungsgruppe, PriceWaterhouseCoopers, Union Investment sowie Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und die Redner erfreuten sich einer regen Diskussionsbereitschaft des Auditoriums.
Agenda
09:00 Uhr: Begrüßung
Prof. Dr. M. Sc. Christiane Jost
Vizepräsidentin der Hochschule RheinMain
09:15 Uhr: Einführung (PDF 0,7 MB)
Prof. Dr. Matthias Müller-Reichart
Studiendekan der Wiesbaden Business School
09:30 Uhr: Kapitalanlage im Niedrigzinsumfeld – Aufsichtsrechtliche Anforderungen (PDF 0,7 MB)
Dr. Axel Wehling
Mitglied der Hauptgeschäftsführung, GDV
10:30 Uhr: Auswirkungen der neuen Regulatorik auf das Asset Management von Versicherungsunternehmen (PDF 2,0 MB)
Marc Michallet
Bereichsleiter Portfoliomanagement, R+V Versicherungsgruppe
11:30 Uhr: Asset Management von Versicherungen im Zuge von Solvency II – Herausforderungen und positive Aspekte (PDF 0,7 MB)
Julia Unkel
Bereichsleiterin des Bereichs Risk & Regulation Versicherungen,
Partner bei PwC Financial Services
12:30 Uhr Gemeinsames Mittagessen in der Mensa
13:45 Uhr: Marktausblick – Anlagechancen trotz Zinsdilemma (PDF 1,4 MB)
Dr. Frank Engels
Leiter Portfoliomanagement Renten, Union Investment
14:45 Uhr: Weiterentwicklung der nationalen Kapitalanlageaufsicht bis zur Einführung von Solvency II (PDF 0,7 MB)
Marc Wolbeck
Referatsleiter (Grundsatzreferat für Kapitalanlagen der Versicherungswirtschaft), BaFin
15:45 Uhr: Zusammenfassung des Tages
Prof. Dr. Matthias Müller-Reichart
16:00 Uhr: Ende der Veranstaltung
Einladung zum 6. Wiesbadener Versicherungskongress
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großer Freude dürfen wir Sie zu unserem 6. Wiesbadener Versicherungskongress herzlich einladen. Das Wiesbaden Institute for Finance and Insurance an der Wiesbaden Business School widmet sich dabei mit namhaften Referenten einem seit Jahren drängenden, nachhaltig aktuellen Thema – der Kapitalanlage von Versicherungsunternehmen in Zeiten umfassender Regulatorik.
Mit einem Volumen in Höhe von knapp 1,4 Billionen Euro verkörpert die deutsche Versicherungswirtschaft als Kapitalsammelbecken und Finanzintermediär gleichzeitig einen bedeutenden betriebswirtschaftlichen Investor und einen volkswirtschaftlichen Garanten. Dabei hat die Branche durch ihren Fokus auf Investitionen in nachhaltigen, risikoarmen und substanzstarken Titeln über Jahrzehnte eine ansehnliche Rendite für ihre Versicherungsnehmer erwirtschaften können. Seit dem Jahr 2008, ausgelöst durch das Lehman-Finanzmarktdebakel, sieht sich die Versicherungswirtschaft einem regulatorisch getriebenen Kapitalmarktumfeld gegenüber, das in seinen Konsequenzen das Geschäftsmodell der Assekuranz erodieren lässt. Durch eine von der Politik forcierte und seitens der EZB exekutierte Niedrigzinssituation werden die Finanzmarktteilnehmer zu Investoren staatlicher Finanzierungsnotwendigkeiten. Ein drohendes Japanszenario langjährig unauskömmlicher Kapitalmarktzinsen wird langsam Realität und wird zudem flankiert von einem additiven regulatorischen Systemwechsel namens Solvency II.
Nach einer zwölfjährigen Entwicklungszeit haben sich im November 2013 die Unterhändler des europäischen Trilogs – bestehend aus Europäischem Rat, Europäischem Parlament und Europäischer Kommission – auf eine Finalisierung des neuen Versicherungsaufsichtsregimes Solvency II geeinigt. Am 11. März 2014 wurde diese konkretisierende Omnibus-II-Richtlinie im Europäischen Parlament mit deutlicher Mehrheit verabschiedet, womit Solvency II nun über eine Quick-Fix-II-Richtlinie offiziell zum 1. Januar 2016 als europäisches Aufsichtsregime startet. Die letzten Vorbereitungsarbeiten für diesen epochalen Paradigmenwechsel der Versicherungsaufsicht werden nun in größter Hektik auf internationalem und nationalem Parkett forciert. So will die Europäische Kommission gemeinsam mit der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA im August 2014 einen offiziellen Vorschlag für die überarbeiteten, delegierten Rechtsakte einreichen. Analog führt die nationale Aufsicht BaFin in drei Befragungswellen eine dialogorientierte Vollerhebung der Anforderungen aus Säule zwei und drei in allen deutschen Versicherungsunternehmen durch. Schlussendlich sollen alle EU-Mitgliedstaaten die Solvency-II-Vorgaben bis 31. März 2015 in nationales Recht umgesetzt haben – in Deutschland wird hierzu eine VAG-Novelle auf Basis des bestehenden Referentenentwurfs erwartet. Die Dynamik ist groß, der Point of no Return ist überschritten – Solvency II ist damit nach über einem Jahrzehnt der Diskussion Realität und setzt die Versicherer insbesondere durch eine marktzinsgetriebene Solvenzkapitalerhöhung unter Druck. Jegliche renditeerhöhende Kapitalanlagealternative muss gemäß Solvency II mit überproportional höherem Kapitalzuschlag unterlegt werden. Alternative Investments oder Infrastrukturinvestitionen werden nach derzeitigem Stand mit 49 Prozent ihres Verkehrswertes zu unterlegen sein – eine die Anlagealternative effektiv unterbindende Dimension. Dagegen bedürfen Staatsanleihen des EU- und OECD-Raums, gleich welcher Bonität, keiner Kapitalunterlegung, wodurch der politischen Erwartung an die Staatsfinanzierungsfunktion der Versicherungswirtschaft entsprochen wird.
In diesem Kapitalmarktumfeld ist für die Versicherungswirtschaft guter, innovativer Rat teuer – beinahe jedes Branchentreffen konzentriert sich derzeit auf dieses Problem. Das 21. Jahrhundert der europäischen Versicherungswirtschaft wird vom Aufsichtsregime Solvency II sowie von einer politisch gewollten Niedrigzinssituation geprägt – dieser Situation muss die Versicherungswirtschaft mittel- bis langfristig gerecht werden. Antworten auf diese heiklen Fragen versuchen wir, auf dem 6. Wiesbadener Versicherungskongress zu finden. Besuchen Sie unsren in Hochschulatmosphäre stattfindenden Kongress, diskutieren Sie auf Hörsaalbänken mit maßgeblichen Vertretern der deutschen Versicherungswirtschaft und genießen Sie in unsrer Mensa einen intensiven Austausch am Mittagstisch. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und heißen Sie herzlich willkommen!
Ihr Matthias Müller-Reichart
- Studiendekan der Wiesbaden Business School und Studiengangsleiter 'Insurance and Finance' -
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